Da ich mich ja an dieser Stelle schon mehrmals vollmundig als nimmermüder Werbetrommler und Aufklärer im Dienste unseres bezaubernden östlichen Nachbarlands zu erkennen gegeben habe, ist es nun auch an der Zeit die dunklen Seiten Polens zu betrachten. Schließlich ist nicht alles eitel Sonnenschein hinter der Oder. Das Leben besteht nicht ausschließlich aus unberührten Berglandschaften, fröhlich singenden Pfadfindern, wunderschönen Frauen delikaten Wódkakreationen und herrlichen Innereispezialitäten. Nein, ehrlich gesagt, hat man erstmal seine ersten Schwelgereien mit Land und Leuten hinter sich und sieht interessiert genauer hin, fällt schnell auf, dass die oberflächliche Visitenkarte Polens, welche unter anderem aus so etwas wie Politik und öffentlicher Meinung besteht, desöfteren zu irritiertem Stirnrunzeln führen können. Selbst dem an Polen völlig desinteressierten Bundesbürger dürften die grenzdebilen Äußerungen der Zwillingskartoffeln, welche für einige Jahre gehörig politische Macht und Deutungshoheit in ihrer selbstausgerufenen „Vierten Republik“ bündelten, zu Ohren gekommen sein. Doch es mag nicht verwundern, dass dies nur die Spitze des Eisbergs war. Denn die warme Schleimspur des demagogischen Duos zog selbstredend jede Menge andere Rattenfänger an und führte zu zahlreichen unsäglichen Schaumschlägereien. „Die Abtreibung für polnische Frauen wurde am 9. März 1943 von Adolf Hitler eingeführt.“Ein gutes Beispiel hierfür sehen wir an oben stehender Abbildung. Das übergroße Plakat, welches termingerecht zum Internationalen Frauentag in Poznan enthüllt wurde, weist in unfassbar geschichtsverdreherischer Absicht darauf hin, dass niemand anderes als Hitler am 9. März 1943 die Abtreibung für Polinnen eingeführt hätte. Angesichts dieser Aktion von Abtreibungsgegnern fällt einem erstmal eine ganze Weile nichts mehr ein. Zu stark ist die Müdigkeit die einen übermannen will angesichts solch offensichtlicher Volksverdummung und bösartiger Hetzerei. Doch es führt einem eben auch wieder zu Bewusstsein, dass die Entspanntheit und selbsverständlicher Lebensfreude, welche einem in Eisenbahn, Kneipe und am Lagerfeuer entgegenspringt nur die eine Seite der Medaille ist. In den Machtpositionen derer die das äußere Bild Polens bestimmen und das Leben in diesem Land regulieren wollen, sitzen immer noch Menschen, die diesem Bild diametral gegenüberstehen. Das überrascht nicht sonderlich, auch bei uns ist dieser Umstand ja oft genug zu beobachten. Man sollte die janusköpfige Gestalt, welche den meisten Ländern auf unserem Planeten eigen ist, einfach nur nie außer Acht lassen.