Die Romane von Dan Simmons tauchen hier in lockerer Regelmäßigkeit auf und dies hat selbstverständlich seinen Grund. Seine Bücher gehören zwar keinesfalls zu dem Unbedenklichkeitswerken, die man ohne den Buchrücken auch nur zu streifen vom Regal wegkauft, dennoch halten die letzten von mir gelesenen Bücher ein bedenklich hohes Niveau. Dabei ist seine Vielseitigkeit möglicherweise seine auffälligste Stärke, die ihm eventuell auch den Aufstieg zum totalen Durchbruch verbaut. Simmons lässt sich eben nicht in eine irgendeine Schublade stecken. Er brilliert zwar mit Horror, kann aber genauso überzeugend Science Fiction, Krimis oder ganz normale Belletristik erschaffen. Oder eben einen exzellenten Historienthriller wie “Drood”. Was Dan Simmons auf 959 Seiten auffährt, ist ganz großes Kino. Es ist ja allein schon eine beneidenswerte Leistung, ein Buch hinzubekommen, welches den Leser auf der gesamten Länge nie loslässt, ihn gepackt hält und genauso prächtig unterhält wie überrascht. Es handelt sich grob gesagt um die von Missgunst und Neid angefeuerte Freundschaft zweier Literaten die das England des 19. Jahrhunderts entscheidend geprägt haben. Wobei Dickens der wohl mit Abstand bekanntere Autor sein dürfte. Und genau hierum rankt sich die Geschichte dann auch. Der zweite Autor, Wilkie Collins, aus dessen Perspektive sich die Handlung erzählt wird, leidet nahezu ununterbrochen an seiner schier unüberwindlichen Zweitrangigkeit angesichts des Genius’ von Dickens. Doch dies ist natürlich bei weitem nicht alles, was diese annähernd 1000 Seiten füllt. Es ist die, in meinen Augen hohe Kunst, sich einiger authentischer Figuren der Geschichte anzunehmen und bestehende Fragen zu ungeklärten Entscheidungen oder Verhalten derselben mittels der Möglichkeiten die ein Roman bietet, weiterzuspinnen. Simmons webt hierfür etliche Handlungsfäden hinzu um den Leser mit einer turbulenten Verfolgungsjagd quer durch die düsteren Elendsviertel sowie die Clubs der besseren Gesellschaft zu jagen. Verwirrende Opiumphantasien und die manipulierende Kraft des Mesmerismus führen letztlich dazu, dass dieses Buch nicht damit begnügt, die Phantastikkarte zu ziehen, welches dem Buch schlussendlich sehr gut steht. Fazit: Unbedingte Leseempfehlung.