Wenn man selbst versucht an der Macht der Verlage vorbeizuschiffen, und das eigene Buch (“Köterdämmerung”) durch die neuentstandenen Möglichkeiten der geneigten Öffentlichkeit vorzustellen, so ist es wohl nur recht und billig, hier auch mal die Werke von Leuten zu genießen, die Ähnliches versucht haben. Etliche Werke von Selbstverlegern lagern mittlerweile auf meinem Lesegerät, doch ich muss gestehen, die Knappheit der Lesezeit ließ mich bei der Wahl des nächsten Lesefutters stets auf etabliertes, sprich, vom Verlag für akzeptabel Befundenes zurückgreifen. Doch damit war nun Schluss. Mit “EXCESS” von Mathias Frey schmökerte ich erstmals eine jener unabhängigen Lektüreperlen, die der Amazon-Ozean anspült. Vorweg sei eines gesagt: Die schier unüberschaubaren Weiten der Ebooks bei Amazon lassen sich grob in drei Gruppen aufteilen – Gratis-Klassiker, Selbstverlagswerke und heillos überteuerte Verlagsproduktionen. Was im übrigen hier angemerkt sein sollte, ist dass jenseits von Inhaltskriterien es allzu oft erschreckend anmutet wie lieblos, ja desaströs das Layout der meisten Bücher daher kommt. Dabei kommt selbstverständlich bei jeder der hier aufgeführten Gruppen durch Licht und Schatten gekennzeichnetvor. Jedoch erscheint die Wahl bei den Selbstverlegern naturgemäß als am unwägbarsten. Überbordende Rezensionen können von Freunden stammen, Verkaufsrang sagt schon mal gar nichts aus und ob der “Klappentext” wirklich hält was er verspricht, weiß man genauso wie beim “echten” Buch nie. Dennoch ist man hier bei der Entscheidung aus verschiedenen Gründen einsamer als in anderen Fällen. In diesem speziellen Fall jedoch kann ich behaupten, nicht enttäuscht worden zu sein. Hinsichtlich Stil und Dramaturgie sehe ich hier keine relevanten Unterschiede zu verschiedenen Äquivalents die Verlage in die Buchläden senden. Es scheint sich mir hierbei sogar um einen äußerst durchdachten und bisweilen sogar überraschenden Politthriller zu handeln. Wer diesem Genre mitunter etwas abgewinnen kann, dem sei zum Lesegenuss in jedem Falle geraten. Und auch wenn ich nicht hundertprozentig überzeugt war, und insbesondere den Schluss ein wenig kitschig und schwer nachvollziehbar fand, es hat mich trotzdem bis zum Schluss gefesselt – keine Frage, demnächst wird es mir wohl leichter fallen,r ein Erstlingswerk vom Ebookstrand rauszupicken.