Es geschieht selten genug, dass man durch Film und Fernsehen zum Lesen angeregt wird. Im Falle der unglaublich genialen Adaption von Stanislaw Lems “Sterntagebüchern” durch – man höre und staune – das ZDF, ist dem aber zweifellos so. Nach erstem Genuss dieser Serie sah ich mich wirklich in einem entgeisterten Zustand. Was hier gewagt und umgesetzt wird, erscheint in einem solch singulären Glanz, dass man anfangs an den eigenen Sinnen zweifeln möchte. Kulisse und Ausstattung sind derart dreist, dass man nur noch mit den Ohren schlackern kann. Diesem lässigen Prinzip folgend, versucht man hier das das gesamte anarchische Potential, welches in der Vorlage steckt herauszukitzeln. Ein gewagter Versuch, der auch sehr leicht hätte daneben gehen können. Speziell der slawische Akzent des Ijon Tichy ist schon sehr überspitzt und an der Grenze des Erträglichen. Doch alles in allem kann man diese Verfilmung nur bejubeln und nach mehr gieren.
Ijon Tichy Raumpilot – Kosmische Kollegen von MrSpinnert
Daher musste hierauf auch unbedingt mal wieder ein Blick in jenes Buch riskiert werden, welches ich in frühester Jugend bereits mit Begeisterung verschlungen hatte. Ich sah mich keineswegs enttäuscht. Die Erlebnisse des fröhlich durchs All tingelnden Ijon Tichy sind ebenso sprühend und überbordend an Ideen und wahnwitzigen Einfällen, wie ich sie in Erinnerung hatte. Vielleicht ermöglichte das zweite Lesen einen besseren Blick auf die tiefergehenden Fragen, welche in den meisten der humoristisch daherkommenden Geschichten innewohnen. Episoden wie bspw. die Waschmaschinentragödie oder die Geschichte des Großen Kalkulators sind in ihrer vielschichtigen Frische einfach nur einzigartig. Einmal mehr verliert für mich der Rang des Literaturnobelpreises an Wert angesichts des Umstands, dass Lem diesen Preis nie erhalten hat. Und mal nebenher: Wat ein schickes Cover, oder?! Das Auge liest ja bekanntlich mit…