Karpfen – lange Zeit das wohl einzige Lebewesen, der in Europa frei erwerbbaren, welches meinen hungrigen Avancen wacker widerstand. Zu mürbe und wabbelig seine Konsistenz, zu fad und erdig seine unmotivierten Geschmacksnoten und dann eben auch die Vita dieses lethargischen Schlammwühlers. Doch in den wagemutigen Momenten, die wohl jeder experimentierfreudige Gourmet kennen dürfte, ereilte mich dann der Ehrgeiz diesen geschmacksresistenten Gründelfisch essbar zu machen.
Schließlich ist das Essen aus anderen Gründen ja durchaus anzuraten. Einerseits gehört der Karpfen wohl zu den Fischen die aus ökologischer Perspektive am vertretbarsten zu essen sind und andererseits, da meine Sympathien mit dem Karpfen auf Teichgrundniveau sind, ist jeder gegessener Karpfen per se ein guter Karpfen. Denn eine Welt ohne Karpfen ist vorstellbar.
Blieb nur die Frage wie? Die Alternativen aus der Hölle, blau oder als Sülze schieden postspeiend aus. Starke Geschmacksverfremder waren gesucht. Daher wagte ich einen Blick in die Küche traditioneller Allesverwerter wie die asiatische und wurde schnell fündig. Mittels einer soliden Mischung aus Knoblauch, Chilli, Paprika, Zwiebeln und diversen Marinaden enstand ein bunter Sud, der auserkoren war um den Karpfen beizukommen. Der Fisch selber wurde kurz darauf schnell und ohne ihn mit allzu viel Aufmerksamkeit beehrt in ein Sesamölbad geworfen, wo er langsam aber sicher, jedenfalls äußerlich, viel von seiner Karpfigkeit verlor. Nach absolvierter Frittur beerdigte man ihn dann flugs unter der Gemüsepampe und ließ das Ganze geduldig einwirken.
Und hat das alles geholfen? Die Geschmacksknospen zitterten bang dem großen Moment entgegen. Sagen wir es einmal so, der Asiate versteht sein Handwerk. Ein ganz und gar feuriges Ensemble voller Leben und Turbulenz, was sich da auf der Zunge entwickelte, doch als der Gaumen dann auf das welke Karpfenfleisch traf, da kamen Erinnerungen hoch und dies waren keine guten. Mürb und kraftlos wankte es im Mund zwischen all den aufgekratzen Geschmackspartygästen umher und ließ sich nicht dazu ermuntern auch etwas zur Feier beizutragen. Fazit: Freunde werden wir nicht aber einigen wir uns mal kulant auf ein Unentschieden.