Dezember, Nikolaustag. Ein kurzer Ausflug nach Riesa, der letzte des Jahres.
Vom Bahnhof aus geht’s über eine Fußgängerbrücke zum „Riesenhügel“, einer eher kleinen künstlichen Erhebung. Vor dem Hügel begrüßt ein bemerkenswertes säulenartiges Denkmal die Besucher, und durch eine von neueren Gebäude geprägtes Stadtgebiet erreicht man das, was eher so eine Art Innenstadt darstellen könnte.

Riesa hat es nicht leicht gehabt, und gelegentlich sieht man das der Stadt an. Auch das Verhältnis zum Fluss, der die Stadt ja eigentlich prägen sollte, scheint merkwürdig distanziert. Keine Boote oder Häfen prägen das Bild, lediglich ein paar kaum noch genutzte Speichergebäude erinnern daran, wie das kleine Örtchen durch die Kreuzung von Eisenbahn und Elbe ganz plötzlich zum wichtigen Verkehrsknoten und Industriestandort wurde.
Die Spuren dieser Zeiten findet man auch im wunderlichen Mix aus Gründerzeit- und Jugendstilgebäuden mit Zweckbauten aus den letzten 70 Jahren. Am Ende der Fußgängerzone wartet mit dem Naschcafé ein wirklich bemerkenswertes Juwel aus der Jugendstilepoche. Absolut besuchenswert! Der Marktplatz wird dominiert vom klassisch sächsischen Schulgebäude, welches jahreszeitlich angemessen mit Adventskerzenmotiven verziert ist. Dahinter strahlt das Rathaus Renaissancecharme aus, und die kleine Klosterkirche wird gekrönt von einem hübschen Barocktürmchen.

Wir gehen am Tierpark vorbei, erkunden den Fußweg Richtung Meißen entlang des Klostergartens und sind ein bisschen traurig, dass die Fähre uns leider nicht mehr ins gegenüberliegende Gut Promnitz befördern mag. Entschädigt werden wir mit dem Rummel des Weihnachtsmarktes. Es duftet nach Mandeln und Glühwein, die Kinder erfreuen sich auf der Eisfläche und im Inneren des Klosterhofes hält uns ein blaugekleideter Weihnachtsmann einen kleinen Vortrag über sein Kostüm. Höhepunkt des Besuches ist dann der Auftritt der Kemmlitzer Blasmusikanten, die mit ihrem klassischen Programm jung und alt in Adventsstimmung versetzen.

Auf dem Rückweg durch die Dämmerung in Richtung des Bahnhofs kommen wir am klassischen Kinogebäude, an wenig genutzten Ladenlokalen der Innenstadt und an der mittelgroßen, eher nüchtern gehaltenen Mall vorbei. Wir sinnieren etwas über den Wandel der Zeiten und die Spuren der wechselhaften Geschichte im Bild der Stadt. Und fahren doch zufrieden zurück.
Riesa ist vielleicht kein Wittenberg und auch kein Meißen. Aber Riesa erarbeitet sich seinen Platz unter den Kreisstädten der Elbe, mit Beharrlichkeit, Zähigkeit und stiller Würde.

Was der Zweitgutachter meint: „Solide Kreisstadt die überraschend jung ist und neben imposanten Plattenbau Ensemblen einen kunterbunten Architektur Mix bietet. Leider macht Riesa aus seiner Lage an der Elbe nichts. Und leider fuhr die Fähre über die Elbe nicht, das hätte durchaus noch einen Platz besser bedeutet. So reicht es nur für Platz 13. Highlight sind das Denkmal am Riesenhügel und der ehemalige Klosterkomplex…“
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