Etwas mehr als zwanzig Jahre ist es nunmehr her als ich an Bord eines himmelblauen Trabis über die albanische Grenze rollte. Mehre Tage folgten, die mich derart begeisterten, dass ich infolgedessen tatsächlich einige Semester Albanisch lernte. In der Hoffnung beim nächsten Mal der Begeisterung auch ein wenig Verständnis beizumischen. Bedauerlicherweise führte dergleichen Strebsamkeit nicht zu neuerlichen Kontakten mit dem geschätzten Reich der Skipetaren. Es blieb bei jenem einzigen und dementsprechend verklärten Tête-à-Tête in den 90ern.
Doch nun ist es soweit, das Reisependel schlug gen Balkan aus und in diesem Augenblick sitzen wir im Zug nach Albanien. Mit der Eisenbahn nach Albanien? Nein, das kann selbst mit Superschaffnerkräften nicht möglich gemacht werden. Schließlich begeben wir uns hier in ein Land, welches, wie ich der Fachpresse im Internet entnehmen musste, 2016 den Schienenverkehr einstellen musste, weil dem staatlichen Eisenbahnunternehmen das Geld für Diesel fehlte. Ein leichtes Frösteln bemächtigt sich meiner angesichts dieses unfassbaren Frevels. Noch keine meiner etlichen Reisen führte mich in ein relevantes Flächenland ohne die wohligen Klänge des Schienenstrangs. Doch bevor ich diese Schande in mein Schwarzbuch der Eisenbahnverächter aufnehme, will ich mir zunächst selbst ein Bild machen. Um dies zu ermöglichen, muss leider leider ein Flugzeug ab Budapest herhalten. Derlei düstere Gedanken werden jedoch schnell verscheucht im Angesicht der kommenden 13-stündigen Fahrt, gehostet von der besten Eisenbahn der Welt – České dráhy!
Ich erinnere mich daran, dass wir 2010 mal versucht haben, von Shkodër nach Tirana mit dem Zug zu fahren. Leider wies der Fahrplan nur zwei Züge am Tag aus, einer morgens um 6 und einer irgendwann am späten Nachmittag. Schlussendlich haben wir dann doch das Fahrrad genommen.