Nach lang umquizter Nacht quälte ich mich mit der Liebsten aus dem wohligen Bett um wählen zu gehen. Die erste Stimme war recht einfach abzugeben. Der Ring brachte uns bequem ins geliebte Friedrichshain zurück, ein kurzer Spaziergang ins Bürgeramt und fertig war der Lack. Alles also ziemlich unspektakulär, wenn wir mal von dem mittleren Skandal absehen wollen, dass sich unser mächtiger Staatenbund offenbar keinen Umschlag mehr für den (imposant langen) Stimmzettel leisten kann.Manchmal ist es schon beruhigend, wenn man merkt, dass man mit seinem Humor nicht ganz allein ist.Anders sah die Sachlage schon im Falle exilpolnischer Demokratiebestrebungen aus. Lang ist es her, dass sich die polnische Vertretung im Herzen Berlins wohlfühlte. Vor etlichen Jahren zog man um und verdrückte sich in den tiefsten Westen. Da half alles nix – wir mussten nach Grunewald. Aber was soll’s – zum einen war es ein nahezu spaziergangsgeiler Sonntag und zum anderen lässt dieser Blog ja nicht nur dem Namen nach die Randgebiete hochleben. Und zu guter letzt steht der Pole an sich ja nun rein historisch in der Pflicht zum Wählen, da sie mit dem Kram schließlich vor gut 20 Jahren (jedenfalls im Ostblock) angefangen haben.Das villentriefende Gebiet um Grunewald erschreckte uns dann aber doch ein wenig. Letztendlich standen wir vollends erschöpft vor den Toren der Botschaft und, soviel Plattitüde muss gestattet sein, Polen war offen! Nach lässiger Sicherheitskontrolle traten wir ein und ließen die Formalitäten über uns ergehen. Doch – o Schreck – die favorisierte Partei fand sich nicht auf dem Zettel, welcher an sich auch recht spärlich ausgestattet war. Nur zehn Parteien standen zur Wahl. Da stimmte doch irgendwas nicht. Aber damit wir nicht ganz umsonst hierher gelatscht waren, machte sie schließlich ein Kreuzchen bei irgendeinem „z-dwojga-złego“ und fertig war der Wahltag.
Und damit auch im Herbst das Kreuzchen ein Zuhause hat…
Photo: Polnisches Institut