Wenn man seit einigen Monaten vor sich hin weddingisiert, ist es gut möglich, dass irgendwann einige reichlich hysterisierte Halbwüchsige vor einem stehen und einen Besuch beim Deutsch-Französischen Volksfest einfordern. Schließlich war der Wedding Teil des französischen Sektors und irgendwas sollte da doch hängengeblieben sein. Kulturelle Spurenelemente einer jahrzehntelangen Besatzung – warum sollten sie sich nicht auf einem Volksfest finden lassen?! Daher fügte ich mich mäßig gespannt und trottete bei feinstem Regenwetter auf den ausgewiesenen Festplatz. Es sei vorweggesagt, dass ich Veranstaltungen wie Rummel, Zirkus und anderen artverwandten Volksbelustigungen noch nie viel abgewinnen konnte. Doch dies zerfetzte mühelos alle noch so niedrig gehängten Erwartungen. Das war einfach nur tiefste Provinz.Verschwommene Erinnerungen deutsch-französischer Freundschaft oder ist dies als Tribut an den Zahlmeister des Krieges zu verstehen?Lustlose Dekorationen, ideenfreie „Spektakel“ und tieftrauriges Personal. Das Thema Frankreich hatte man in den hintersten Winkel der Anlage, in ein sogenanntes „französisches Dorf“ verbannt. Nein, da war nicht ein Hauch von „savoir-vivre“ oder „o la la“ zu spüren. Irgendwie wirft das dann doch ein trauriges Licht auf die gute, alte Zeit in der Frontstadt.