Nachdem ich den November mit solch düsteren Impressionen aus Russland eröffnet habe, ist es nur recht und billig auch auf jene Sprösslinge des ehemaligen Arbeiterparadieses einzugehen, die es gerinfügig besser getroffen haben. Da wäre zum Beispiel der Ölunternehmer Abramowitsch. Bekannt aus Funk und Fernsehen, hauptsächlich durch seine freundliche Übernahme von Chelsea.(Photo: radulova)Nun versteht es sich, dass ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommt, wenn der zweitreichste Mann Russlands dinniert. Schließlich hat er es ja auch verdient sein sauer verdientes Geld in ausgewogene Ernährung zu investieren. Außerdem muss man der verantwortungsvolle Milliardär natürlich dem Defätismus der Krise etwas entgegensetzen. Und wie könnte man das besser als mit völlig entgrenzten, wild taumelnden Konsum?! $ 47.221,09 für eine Essen bei Nello’s In New York ist in dieser Hinsicht nur stilsicher und konsequent.Widmen wir uns daher lieber ohne all den würdelosen Sozialneid, der aus der russischen Blogosphäre heraustönt, manöverkritischen Aspekten zu. Hierfür schauen wir erst einmal wieviele Personen da denn eigentlich am tafeln waren. Schließlich könnte es ja auch sein, dass der Herr Oligarch zum großen Betriebsfest geladen hatte und bei den 134.000 Menschen, die bei Abramowitsch mittlerweile in Lohn und Brot stehen, hätte dies in New York wohl kaum für einen abgelaufenen Hotdog gereicht. Doch dem war nicht so. Zu Gast waren neben drei nicht weiter namentlich genannten Geschäftsfreunden, die aktuelle Freundin „мисс Жукова“ sowie Sohn Arkadi. Ein kurzer Blick über die ansehnliche Rechnung offenbart, dass den Löwenanteil durch Wein und Sekt entstand. Wenn man angesicht dieser exorbitanten Preislage jene Getränke überhaupt noch so trivial bezeichnen kann. Wir fassen zusammen: Zwei Flaschen á 1,5l Champager „Cristal rosé“ ($10.000), zwei Flaschen „Chateau Petrus“ ($10.000) und drei Flaschen „La Tache Romanee Conti pinot noir“ ($15.000) machen zusammen schlappe $35.000 (wobei der kommunistisch anmutende Einheitspreis von $5000 ro Flasche, egal was Hauptsache es knallt, etwas merkwürdig anmutet!). Wenn wir jetzt noch anmerken, dass „мисс Жукова“ dabei asketisch an ihrem Mineralwasser nippte, dann spricht das Ganze in jedem Falle von einem respektablen Suff.Recht so. Denn da Herren wie Abramowitsch bei der nächsten Revolution unter Garantie einem hungrigen Lebensabend im Umerziehungslager entgegensehen dürften, sollen sie es bis dahin ruhig nochmal richtig knallen lassen. Was mich zu guter Letzt noch interessiert hätte, wäre die Höhe des Trinkgelds. Angesichts des grassierenden Wahns, der aus der Rechnung spricht, drängt sich eine nicht minder wahnsinnige Abrundung doch nachgerade auf.