Es gibt ja so Momente in der denen man die Geschwätzigkeit und Grenzdebilität von Tante Internet ein wenig bedenklich findet. Ganz im Sinne des Leitsatzes dieses Blogs, dass alles Vor- und Nachteile habe, erscheint die neugewonne Freiheit, das eigene Wort ohne viel Mühe weltweit publizieren können, bisweilen als nicht rundweg begrüßenswert. Der Penetranz einer ungebremsten Welle von Mitteilungsbedürftigkeit und Profilierungssucht kann nicht jeder etwas abgewinnen oder gar einen Vorteil darin erkennen. Auch ich, der ich mich prinzipiell als großen Anhänger der Möglichkeiten des Internets begreife, möchte manchmal an der sichtbarer gewordenen Vielfalt der Einfalt des Menschengeschlechts verzweifeln. Doch die Vorteile der Massenkommunikation bestehen. Mitten im modderigsten Schlamm findet sich doch immer wieder ein leuchtender Diamant. So wiederfuhr mir vor wenigen Tagen einer jener seltenen Momente. Ich recherchierte friedlich für die nächste Wandertour und fragte hierzu Freund Google nach „Bieszczady Ukraine“. Flugs landete ich auf einer, mir bislang gänzlich unbekannten Seite, welche mir aufgrund ihrer Ausrichtung Tränen des Entzückens und der Fassungslosigkeit gleichermaßen in die Augen trieb. Eisenbahn und Osteuropa – ein teuflischer Mix, der mich schon seit Kindheitstagen elekrisiert. Dass wir uns hierbei quasi in den letzten Zügen befinden und schon unsere Kinder entweder im seelenlosen Hochgeschwindigkeitszug oder per Bus nach Prag oder Warschau fahren werden, macht die Angelegenheit für mich zusätzlich zu einer Herzenssache. Und nun stoße ich auf schienenstrang-nach-osten.de und könnte heulen vor Glück. All die eisernen Kumpane, die mir auf etlichen Reisen ans Herz gewachsen sind, wie sie sich durch die unaufgeräumte, gelassene Landschaft schieben, endlose Pausen an gott- und ideolgieverlassenen Haltepunkten – voller Sehnsucht klicke ich mich durch die Fotos und erfahre vom Spezialisten dabei noch viel Wissenswertes mit dem beim nächsten Ausflug die jeweilige Reisebegleitung malträtiert werden wird. Es sind Augenblicke wie diese, die all den Schund und jegliche ertragene Belanglosigkeit die das Netz einem Tag für Tag ins Hirn spült, vergessen macht. Denn der Umstand, dass ich in der Lage bin ein so spezielles Nischeninteresse durch ein paar Fingerbewegungen zu finden, rechtfertigt in meinen Augen das gesamte Internet. Und auch wenn das Ganze anscheinend seit 2003 nicht mehr aktualisiert wurde, ist es in jedem Fall einen Ehrenlink von mir wert.
Pingback: Ode an die Eisenbahn II – Viva Peripheria