Als ich vor kurzem voller Begeisterung über jenes unverhofft gefundene Schmuckstück, welches den osteuropäischen Eisenbahnen gewidmet war, berichtete, war mir irgendwie klar, dass eine solche Leidenschaft in den Weiten des Netzes nicht singulär vor sich hin lungern wird. Und wenig später stolperte ich über einen virtuellen Eisenbahnschrein, der mich förmlich elektrisierte. Unter markusworldwide.ch findet sich ein überbordendes und liebevoll zusammengestelltes Bouquet der Schienenliebhaberei. Und selbstverständlich steht hierbei erneut Osteuropa im Vordergrund, denn wo wenn nicht abseits der zugrunde zivilisierten und sterilisierten westlichen Wertegemeinschaft lässt sich noch Eisenbahnkultur mit Charakter finden.Obwohl das Angebot hier weit über Osteuropa hinaus geht. Neben beeindruckenden Bildern aus China sind ebenso faszinierende Impressionen aus Indien, der Schweiz oder Kuba zu bestaunen. Doch den Schwerpunkt möchte ich aus bestimmten Gründen auf das tschechische Kapitel legen. Spektakuläre Erfolge der Eisenbahn haben sicherlich andere Länder zu verbuchen. Ob es das nie verhallende Fanal eines Zeitalters auf Gleisen (England), der Versuch mittels gigantischer Strecken mit der Unendlichkeit zu flirten (Russland) oder die Flucht in bizzar anmutende Geschwindigkeiten (Japan) sei – in dieser Hinsicht bietet der Rest der Welt mit Sicherheit entschieden mehr als das kleine Böhmen und das an es geschmiegte Mähren. Und dennoch. Eisenbahnfahren bei den Tschechen ist etwas ganz Besonderes. Ob es die tief in die böhmischen Dörfer und Berge versenkte (und die grundlegend umgestülpte) Eisenbahnkultur ist, die gelassene, schlitzohrige Gemütlichkeit eines Schwejks, der in jedem tschechischen Schaffner steckt oder schlicht und einfach die anheimelnde und beruhigende Wirkung die durch die teuflische Mischung des besten Fassbieres der Welt und dem besten Gulasch des Universums ausgeht?! Eine endgültige Entscheidung wird es hier wohl nie geben. Doch das Gesamtkunstwerk ČD ist mit Sicherheit ein wesentlicher Bestandteil um all diese, jedes Mal in mir aufwallenden Gefühle, zu erklären. „Wer sich nach dem Besuch des goldenen Prags in die Provinz zu den Nebenstrecken Böhmens und Mährens aufmacht, wird kaum enttäuscht: Auf einem bislang weitgehend von Stilllegungen verschont gebliebenen Bahnnetz verkehrt eine Vielfalt an Lokomotiven und Triebwagen, die in Europa heute praktisch einmalig ist.“ Sowie: „Eisenbahnromantik, welche andernorts seit Jahrzehnten schon verschwunden ist wie blumengeschmückte, besetzte Bahnhöfe, idyllische Haltepunkte, Stellwerke, Formsignale und Schrankenposten aus der K&K-Zeit sind bis heute fast überall in der Republik anzutreffen.“ Zu diesem paradiesischen Zustand konnte es nur kommen, weil nichts auf die tschechische Bahn zukam: „Die tschechische Regierung hat ihre Bahn bis heute von eigentlichen Schocktherapien wie Kahlschlag bei Strecken und Fahrplänen á la PKP verschont, auch wenn der tiefverschuldete Staat bereits in den vergangenen Jahren gezwungen war, tausende von Stellen bei der ČD zu streichen.“Auch wenn all dies schon genügen sollte, um jeden umgehend von der Tatstatur hinunter in die zugpfeifendröhnenden Täler Böhmens zu ziehen, so sei noch eine letztes Zitat gestattet: „Die Geräuschkulisse dieser Vehikel (gemeint sind die legendären Triebwagen auch Veteran‘, ‚Žhavá trubka‘ (glühende Röhre) oder schlicht ‚Dvaašedesátka‘ – zweiundsechtzig genannt!) mit dem langsamlaufenden ‚Schiffsdiesel‘ ist einmalig. Beim Anfahren wird der große Dieselmotor auch im Fahrgastraum deutlich hörbar und lässt zunehmend den ganzen Wagenkasten erzittern, ehe mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit der Diesel durch das Summen der Fahrmotoren übertönt wird, alles in allem ein uriges Fahrgefühl, das man erlebt haben muss! “ Ich denke wir haben uns verstanden, also bis gleich!Ach, und wer noch das absolute Leckerli in Sachen Eisenbahn mitnehmen will, der sollte den auf markusworldwide.ch dargebotenen Link des „Güterzugkursbuchs aller ČD Strecken“ in jedem Falle genießen. Güterkursbücher?! Hatte ich schon angedeutet, wie begeistert ich von der Seite bin?!