Obwohl selbstverständlich an ungleich zuständigerer Stelle schon gebührend ausdiskutiert und abgewogen, möchte ich mich auch noch kurz zum Mattuschka-Ständchen vom vergangenen Sonntag äußern. Schließlich hatte das Stück definitiv das Zeug zum Hit. Denn egal was für eine Meinung man zu Hits gemeinhin hat, entscheidend ist ja meist was der Hit von einem selber hält. In diesem Sinne wippe ich nun schon seit Sonntag immer wieder vor mich hin und empfinde es daher als durchaus angebracht, mal ein wenig über das Vorgefallene zu sinnieren.
Dabei will ich gar nicht so sehr auf dem Thema: Kollektiv/Individuum herumreiten. Vielmehr möchte ich das Schlaglicht auf den Adressaten richten. Nicht erst seit mir jener melodiöse Personenkult um die Ohren flog, mache ich mir beim Fußball so meine Gedanken wie der gemeine Profi oder gar der Unparteiische mit so manchem aufgeschnappten Wort von den Rängen umgeht. Es gibt hierzu eine nette Szene bei den Simpsons, die mir dabei immer einfällt: Wir befinden uns natürlich beim Baseball und Lisa fragt den pöbelnden Homer ob es wirklich nötig wäre, die Sportler derart hart anzugehen. Dieser wiegelt dies kurzangebunden mit der Aussage ab, dass dies Profis seien, die so etwas gewöhnt wären. Nach diesen Worten zeigt das Bild den zuvor gescholtenen Spieler, welcher sich zaghaft eine Träne wegdrückt und leise schluchzend versucht weiterzuspielen. Nun handelt es sich ja bei besagtem Lied zwar eher um eine positive Psychoattacke. Der betreffende Spieler soll hierdurch in seiner Einzigartigkeit bestärkt und angefeuert werden. Aber gelingt dies hierdurch wirklich? Rein in Zahlen ausgedrückt konnte man nach diesem Wochenende nicht direkt von einer Bestätigung sprechen. Es gibt natürlich mit Sicherheit selbstüberzeugte Egomanen, die angesichts solcher, die eigene Person verherrlichende Gesänge erst so richtig in Fahrt kommen und adrenalinübersteuert durchstarten. Doch irgendwas sagt mir, dass es sich bei Mattuschka nicht direkt um einen solchen Typ handelt. Auch wenn wir ihn vielleicht nicht als den Allerschüchternsten einschätzen würden, so doch zumindest als ruhigen, unaffektierten Zeitgenossen. Wenn wir daher kurz versuchen, uns in ihn hineinzuversetzen wie er da im möglicherweise entscheidenden Moment den Flügel entlangspurtet um die, alle Fragen beantwortende Flanke zu treten, und just in diesem Augenblick vernimmt er diese, nichts Geringeres als schlichte Göttlichkeit erwartende Gesänge… Also ich könnte mir schon vorstellen, dass die Reaktion nicht ausschließlich positiv sein könnte. Wenn man eine derartige Verehrung nicht gewöhnt ist, könnte sie sogar kontraproduktiv ausfallen. Sicher bin ich mir hierbei natürlich nicht, aber angesichts des bestehenden Risikos würde ich vielleicht doch, ohne allzu übervorsichtig zu klingen, noch mal intensiv über solcherlei Verherrlichungen nachdenken.Und wenn, dann vielleicht doch eher NACH dem erfolgreichen Schuss anstimmen…
"und just in diesem Augenblick vernimmt er diese, nichts Geringeres als schlichte Göttlichkeit erwartende Gesänge… "
ein sehr, sehr schöne Wortwahl.
Doch wenn wir davon ausgehen, dass er mit seiner Göttlichkeit seit OL Zeiten vertraut gemacht wurde, denke ich kann er damit umgehen. Ist glaube ich lange genug bei uns um das wegzustecken. Wenn der Freistoß mitten in die Gesänge hinein ein Zeichen war, dann schätze ich mal, sieht es so aus, als würde ihn das Liedchen eher beflügeln.
Ich summe nun schon seit Tagen die Melodie vor mich hin um hin und wieder ein Toooooorsten Matuschka vor mich hin zu singen, sehr zur Verwunderung meiner Kollegen.
P.