Die Pfade zu guter Lektüre sind bisweilen verschlungen und schwer ergründlich. Ob auf dem Bahnhof zugelaufen, aus feuchten Häuserecken herausadoptiert oder in schimmeligen Hostals freigetauscht – es gibt der Möglichkeiten viele an Bücher zu geraten, die man sonst wohl eher nicht gelesen hätte. Der Schleichweg über den ich an die beiden ersten beiden Teile der Tetralogie von Harris geriet, weichen aber von den üblichen Quereinstiegen dann doch etwas ab. Es begab sich vor einigen Monaten, dass ich die Liebste mit einem Ausflug nach Kaunas überraschte (zur ultimativen Abneigungshudelei einer Siedlungszumutung). Bereits im Vorfeld musste ich bei Befragungen im Freundeskreis erleben, dass der Begriff Kaunas oftmals nur sehr holpernd erkannt wurde. So recherchierte ich ein wenig um etwas mehr über das Reiseziel zu erfahren, und siehe: Hannibal Lecter, die fiktive Gestalt aus dem mir bekannten Film “Das Schweigen der Lämmer” stammte aus Kaunas. Zugegeben, sonderlich viel ist das nicht. Es soll ja sogar Städte geben, die reale Persönlichkeiten, welche jedem ein Begriff sind, zu seinen Söhnen und Töchtern zählen. Doch letztlich muss man ja nehmen, was man kriegt und so griff ich gnadenlos zu und erwarb diesen Wälzer. Leider war es in Kaunas sogar zum lesen zu langweilig und so kam ich erst jetzt dazu. Letztlich hätte das Buch in Sachen Kaunasrelevanz auch nicht allzu viel getaugt. Denn erst im Letzten Teil “Hannibal Rising” wird anscheinend die Kindheit Lecters in Litauen genauer beleuchtet. Dennoch habe ich die Lektüre nicht bereut. Es handelt sich jeweils um packende Thriller, die obwohl manchmal sehr detailliert, nie ermüden und besser als die dazugehörigen Filme in der Lage sind zu vermitteln, weshalb ein Mensch so haarsträubende Sachen macht. Ein weiterer Reiz ist die heutzutage nahezu entspannt wirkende Art mit der das FBI seine Arbeit verrichtet. Schön zu erleben, dass es noch Thriller gibt die auch ohne das Nonplusultra-Stilmittel Handy in der Lage sind, Spannung aufzubauen. Fazit: Kein unbedingtes Muss, aber in der richtigen Situation durchaus keine Zeitverschwendung.