Nach den bereits angesprochenen Wetterinformationsirritationen mag es nicht sonderlich überraschen, dass an dieser Stelle noch etwas zu diesem Thema folgen würde. Hier ist er also, der offizielle Stadtveriss zu Kaunas!Fangen wir es gemächlich an. Selbstverständlich ist die zweitgrößte litauische Stadt (360.000) nicht unbedingt jedem ein Begriff und gehört erst recht nicht zu den Flaggschiffen des europäischen Tourismus. Nein, auch wenn man hier immerhin fünf verschiedene Namen sein eigen nennt (zusätzlich noch Ковно, Коўна, Kowno und Kauen), ruft Kaunas in den meisten deutschen Hirnen lediglich irrlichternde Assoziationen aus, welche wenn auch diffus in baltischen Gefilden schlingern, keine rechte Zuordnung ermöglichen. Nichtsdestotrotz ergriffen wir das Angebot der Billigfliegermafia und knöpften uns besagtes Städtchen vor. Der erste Eindruck war überraschend. Bei feinstem Sonnenschein stolperten wir in ein aufgeregtes, ja nachgerade turbulentes Treiben hinein. Welch ein Glück – es war grad‘ Stadtfest. Wir nahmen mit was mitzunehmen war. Doch nachdem wir einen kleinen Mittagsschlaf absolviert hatten und erneut hinaus traten, war alles wie weggeblasen. Stille und Leere. Einsamkeit und Verlorenheit. Verstört wandelten wir durch die Ausgestorbenheit der vorgeblichen Partymetropole. Es sollte dies das beherrschende Gefühl der nächsten Tage werden. Sicher, wir hatten damit gerechnet als Touristen hier einen gewissen Seltenheitsstatus zu haben, aber diese Art der Exklusivität war dann doch ein wenig überraschend. Wo auch immer wir uns hinwanden um unseren Job als Touristen nachzugehen, Hotel, Restaurant, Museum oder Kneipen, stets waren wir allein oder zumindest sehr einsam. Das hat natürlich auch etwas, war auf die Dauer aber dann doch gewöhnungsbedürftig.Der Partystrip von Kaunas in aufgekratzter Feierlaune. Noch zehn Minuten dann wird’s richtig öde. Dann schließt nämlich die letzte Kneipe.Ursache für diesen Zustand ist mit Sicherheit auch die restriktive Handhabe gegenüber dem Vergnügen an sich. Ab 22 Uhr wird kein Alkohol mehr verkauft, die meisten Etablissements schließen zwischen 23 und 24 Uhr – und keiner stört sich daran. Es ist Normalität und anscheinend ist es diese Art von Friedhofsruhe die die hiesigen Fischköppe bevorzugen. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Jede Mentalität soll sich ihre Lebensbedingungen so gestalten wie sie ihr gefallen. Was mir aber im Baltikum immer wieder auffällt, ist, dass wenn man Spaß hat und sich wohlfühlt, es immer in Gesellschaft der ungeliebten, hier verbliebenen Minderheit der Russen ist. Mir ist durchaus bewusst, dass diese den baltischen Völkern in der Vergangenheit nicht eben gut getan haben, doch aus meiner Sicht bleiben sie der Hoffnungsschimmer in trostloser baltischer Nacht. So verbleibe ich mit ermüdeten Grüßen an das wegdämmernde Litauen und empfehle es einzig dem gestressten Workaholic, der sich mal wieder so richtig ausschlafen will. Nichts für ungut und angenehme Träume!