Tätowierungen sind, dies kann wohl unumstritten behauptet werden, mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Es gab jedoch eine Zeit in der dies bei Weitem nicht der Fall war. Erkennungszeichen einer Kultur, die sich mit diesen lebenslangen Stigmata bewusst von der Gesellschaft, von deren Mitte sowieso, abzugrenzen suchte.Im Falle des zaristischen Russlands und dessen nicht minder autoritären Nachfolger sah es hinsichtlich Tätowierungen möglicherweise noch einen Zacken schärfer aus. Unlängst rezensierte ich hier ein Buch, welches sich u. a. mit dem ehrenwerten Beruf des Tätowierers und der komplizierten Bedeutungen dieser Tätowierungen auf der Haut russischer Krimineller beschäftigte. Es war dies einer der interessanteren Abschnitte des Romans und faszinierte mich zutiefst. Selbstredend konnte die Problematik in einem Roman lediglich angerissen werden, die visuelle Komponente blieb sowieso der eigenen Vorstellungskraft überlassen.Daher bedauere ich es ungemein, dass ich die derzeit in London laufende Ausstellung zum Thema wohl leider nicht besuchen kann. Hier soll es möglich sein, ein überwältigendes Resservoir von Tätowierungen inklusive der sie durchs Leben tragenden Menschen zu besichtigen. Aber wenn jemand von euch in der Gegend sein sollte, wäre ich stark an Impressionen interessiert.