Als ich unlängst mit einem befreundeten, schöpferisch tätigen Menschen in wilder Weltliteraturplanungsraserei kurz die Frage streifte, wieviel Seiten denn ein respektabler Beitrag zu besagter Weltliteratur wohl mindestens zu umfassen habe, lagen unsere Annahmen eindeutig im dreistelligen Bereich, irgendwo zwischen 300, 400 Seiten. Dass es definitiv auch mit weniger geht, beweist dieses kleine Büchlein von John Steinbeck. Obzwar die 128 Seiten nur knapp die Kurzgeschichtengrenze überschreiten, steckt in diesem Roman so relativ alles, was ein Roman braucht. Überzeugende Charaktere die dennoch nicht ununterbrochen in einem sich überstürzenden Handlungsverlauf herumpurzeln, sondern mit Ruhe und Kraft auf etwas zusteuern, was in sich wunderschön und tragisch zugleich ist. Obwohl es letztlich nur eine einfache Geschichte über zwei sehr ungleiche Landarbeiter und ihre Suche nach dem Glück ist, steckt dennoch etliches an bedeutenden Fragen zwischen den wenigen Seiten. “Was ist normal” und “Wie wichtig ist Intelligenz für eine Freundschaft?” Dies führt zu einem Ende, das in mir einiges an Traurigkeit auslöste und das ist es doch was große Literatur zumindest erreichen sollte –eine Berührung unserer Gefühle.