Neulich stieß ich in den Untiefen des Netzes auf einen überaus reizenden Test. Dies ist an und für sich schon außergewöhnlich, da die erschreckende Anzahl an Fragebögen und Persönlichkeitstests das Internet schon bis zur Unkenntlichkeit boulevardisiert haben. Unter anderem hierauf wollen die Macher von extrem-o-mat auch satirisch reagieren, soll heißen, so ganz ernstzunehmen ist das Ganze leider nicht. Dennoch machen wir uns mal frisch ans Werk. Ist die erste Testseite noch schnell abgehakt, komme ich schon bei der zweiten Abteilung ins schleudern: “Welche der folgenden Personen haben wohl einen starken Einfluss auf Jugendliche?” lautet die Frage und ich darf mich für drei der Angebote entscheiden. Doch was ist das für eine Auswahl?! Karl Marx, Barack Obama oder gar der Papst? Wo bleiben hier die wirklich extremismusfördernden Heilsbringer wie Katy Perry, Heidi Klum oder einfach der Herr Facebook? Zögerlich entschied ich mich nur um auf Seite vier erneut ins Stottern zu geraten. “Die Mauer zwischen Israel und dem Westjordanland … stoppt Selbstmordattentäter ODER ist vergleichbar mit der Berliner Mauer” Ja, was soll man da denn bitte antworten?! Aber bitte, lassen wir uns auf den Jux ein! Der Rest geht dann vergleichsweise locker von der Hand und flugs starre ich gebannt auf das Ergebnis.
Du hast das Potenzial zum Anti-Imperialisten
Extremismus-Grad: 65 Prozent Du freust Dich über Vielfalt und mit Ausnahme von Amerikanern sind alle Ausländer ausnahmslos eine Bereicherung für unser Zusammenleben? Den Kapitalismus gilt es zu zerschlagen und schon bei dem Gedanken an Nationalstaaten kommt Dir die Galle hoch?
Na geht doch. Ich muss nämlich gestehen, dass ich es gestern schon einmal versucht hatte und da kam – o Graus – Antideutscher heraus. Ein Blick auf die statistischen Daten der bisherigen Extremismusinteressierten zeigt, dass ich damit zur definitiven Mehrheit (41%) gehöre, verfolgt werden diese lediglich von der unappetitlichen Schar der Antideutschen (beängstigende 22%). Danach wird’s eher marginal wenn auch illuster. Denn natürlich klingt so etwas wie Atheist oder Junkie bedeutend markanter als der biedere Anti-Imp. Prinzipiell also ein netter Spaß für nebenbei, der aber in meinen Augen weitaus gehaltvoller hätte gelingen können. Denn der überaus ernste Hintergrund dieses Tests, nämlich die seit längerem gefährlich vor sich hin wabernde Extremismusdebatte etwas zu karikieren, hätte ein bisschen mehr Niveau verdient