Ein neues Buch von Matt Ruff! Da brauch man nicht viel überzeugen – kein Federlesen sondern losgelesen! Schließlich ist Ruff einer von jenen welchen, eben jene, die Bücher erschufen die meine Wirklichkeit mühelos kippten, Figuren und Ideen kreierten, die mich ein Leben lang nicht verlassen werden. Nun denn, genug gelobhudelt. Wie war er nun der Neue?
Der Buchrücken versprach einiges:
Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika – Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen.
Und tatsächlich, es bleibt nicht nur bei einer netten Alternativgeschichte auf heiklem zeithistorischen Terrain, es gelingt ihm hier etwas ganz besonders – eine märchenhafte Umdeutung, ja Spiegelung der Realität. Dabei hält er sich wohlweislich an die bestehenden Faktenlage, doch ohne bierernst und seriös einen weiteren Thriller den Geschehnissen hinterher zu schreiben. Dafür ist Ruff zu komisch und auch bei diesem Stoff schimmert immer wieder durch wieviel Spaß er hier bisweilen gehabt hat. Daher verfalle ich auch nur kurz in „früher war alles besser“-Melancholie (G.A.S.
ist einfach sein bestes Stück Literatur) nur um mich dann umso vehementer für das gerade verschlungene Buch stark zu machen.
Es ist, wie viele der Ruffschen Werke, schwer einzuordnen. Wenn man der Aussage mit der Geschichtswiederholung von Marx halbwegs über den Weg traut, so können wir hier wohl zweifellos dem Abbild dieser These als Farce begegnen, bei der der Autor scheinbar mit links philsophisch ausschert und die Zwangsläufigkeit historischer Entwicklung anschneidet. Dabei ist ihm Logik, Plausibilität und derlei albernes Zeug reichlich egal. Schließlich begreift er sich doch in der Tradition der Scheherazade. Alles in allem ein vergnügliches Husarenstück welches ich jedem phantasiebegabten Lebewesen ans Herz legen möchte.