Bill Bryson stand schon lange auf meiner Liste. Nun war es endlich soweit. Ich tauchte ein in die Welt eines der erfolgreichsten Sachbuchautoren unserer Zeit. Und ich kann abschließend sagen: Ja, es war mir ein Vergnügen und ich schäume über vor quizrelevanten Wissen.
„Eine kurze Geschichte von fast allem“ lächelte mich von den zahlreichen Werken des Vielschreibers immer am meisten an und ich denke, es war eine gute Wahl. Es handelt sich hierbei um eine unterhaltsame Zusammenfassung des aktuellen Wissenstandes und wie es dazu gekommen ist. Außergewöhnlich ist hierbei nicht allein seine muntere Schreibweise und sein unaufdringlicher Humor, was mich mit am meisten begeisterte, war die menschliche Komponente, die er den verantwortlichen Wissenschaftlern und Erfindern zukommen lässt. Bisweilen mutet es fast wie Wissenschaftstratsch an aber die kleinen Details die er über die absonderlichen Angewohnheiten und Marotten unserer geschätzten Geistesleuchten zusammengetragen hat, führen dazu, dass man trotz der Dicke des Buchs und der Kompliziertheit mancher Sachverhalte immer bei der Stange bleibt. Angesichts meiner neu erwachten Leidenschaft für die Geologie habe ich es beispielsweise mehr als schmunzelnd genossen, zu erfahren, was für ein unfassbar zänkischer Haufen die ersten Geologen waren. Dies ist natürlich auch noch ein Aspekt, der bei den Darstellungen Brysons mehr als einmal auffällt: Wissenschaftler sind auch nur Menschen. Daher sind sie eitel, arrogant und voreingenommen. Wie viele bedeutende Entdeckungen und Gedanken sich schon früher hätten durchsetzen können, wenn besagte Wissenschaftler nur annähernd so rational wie ihr Fach gewesen wären?!
Doch grundsätzlich ist dies natürlich ein Luxusproblem. Es lässt erschaudern, zu bedenken welchen langen und komplizierten Weg das Leben auf unserem Planeten hinter sich hat, wenn man bedenkt wie schnell alles zu zerstören wäre. Aus dieser Sicht ist es ein gleichermaßen wunderschönes wie Besorgnis erregendes Buch.
Selbstverständlich unterlaufen bei einem solchen Buch auch Fehler. Eine komplette Auflistung derselben findet sich fein säuberlich zusammengetragen im Netz. Mir fiel persönlich nur einer auf. Dass die Mutter Mendelejews aufopferungsvoll den kleinen Periodensystemerfinder und Wodkaverbesserer aus dem fernen Topolsk nach Petrograd brachte, macht sie mir ungemein sympathisch, ddoch 6500km wie im Buch angegeben (S.140) sind es dann doch nicht. Dergleichen Fehler seien unbenommen. Interessant wird es wohl erst in 200 bis 300 Jahren wenn ein neuer Bryson ähnliches unternimmt und sich dann genüsslich, wie der alte Bryson an den wirklichen Denkfehlern unserer Zeit delektiert.