Mit Leipzig – der vorletzten Station dieser außergewöhnlichen Expedition in die administrativen Zentren eines erloschenen Landes erreichten wir erstmals eine Stadt die aus gutem Recht über den Titel Bezirksstadt müde lächeln konnte. Die mondäne und altehrwürdige Messestadt zwischen Pleiße und Elster weiß nun wahrlich mit einer beeindruckenden Vita zu überzeugen in der das Bezirksstadtkapitel nur eine von vielen Episoden ist. Dementsprechend machten wir uns auch herzlich wenig Sorgen, dass wir hier nicht auf unsere Kosten kommen könnten.
Doch der real existierende Ausflug steht oftmals im Widerspruch zur Theorie. War es der prosaischste aller Monate, der triste November? Der urplötzliche Kälteeinbruch? Oder ganz etwas anderes? Der widerständige Geist des Viva-Peripheria-Espirits, der uns durch Neubrandenburger Schlammlöcher pflügen oder Magdeburger Esstörungen mit einem Lachen hinnehmen ließ, fehlte dieses Mal irgendwie.
Allein das Wissen aller Beteiligter um die Schönheit und den Charme von Leipzig, rettet diese Beurteilung letztlich. Wie spazierten gelassen am Völkerschlachtdenkmal vorbei, durch die herausgeputzte Altstadt und zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten am Rande um schließlich den Abend mit einem überteuerten aber schmackhaften Mutzbraten abzuschließen. So schoben wir die leicht antriebslose Bluesigkeit auf Tagesform oder sonstwas und verbleiben in innigster Verbundenheit zu Sachsens klügster Krönung.
Zumindest steht Leipzig, wie so oft für einen Neuanfang. Denn hier in einem schüchtern hipsterigen Café legten wir den Grundstein für das Nachfolgeprojekt: die Kresistadteinkreisung. Jeder wählte geheim die 10 DDR-Kreisstädte seines Herzens um sie kurz darauf mit den anderen abzugleichen. Offenbar sorgte mein abseitiger Geschmack dafür, dass es nicht einen Dreier gab, sondern nur eine Reihe Zweier also die erforderliche Zweidrittelmehrheit. Es deutete sich hier in jedem Fall eine muntere Winterpartie in den Harz an. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, doch die Nominierung der von uns erwählten Kreisstädte wird zweifelsohne bei der großen Gala in der letzten Bezirksstadt verlautbart werden.
Wohlan, der aufmerksame Verfolger dieses Projektes zählt es blitzschnell an den Fingern ab: Nur eine Perle fehlt uns noch auf der Schnur. Erneut eine Stadt, die den Titel Bezirksstadt nicht wirklich benötigt, ja in diesem Fall gar als Herabsetzung empfinden mag. Der Tourabschlus führt zu nichts Geringerem als der viel gerühmten Hof-, Residenz- und Landeshauptstadt – dem Epizentrum des sächsischen Multiversums. Wir sehen uns in sagenumwobenen Elbflorenz. Garantiert Strietzelmarktfrei.