Als ich unlängst bei meinen Verdauungsbeschreibungen von Büchern über einen Klassiker der sowjetischen Science-Fiction herzog, fiel das Urteil nicht unbedingt günstig aus. Schon damals verwies ich hinsichtlich qualitativ zuverlässigerer Autoren in diesem Genre auf die Strugatzki-Brüder. Und auch dieses Mal enttäuschten sie mich nicht. Die bewohnte Insel ist nicht allein Freunden der gepflegten Zukunftsskizziererei zu empfehlen.
Es handelt sich hierbei um eine überaus fein gestrickte Dystopie, in der ein Mensch aus der fernen, von allen Problemen geheilten Welt (ja, es ist die Erde, soviel Optimismus muss einfach gestattet sein!) in ein postatomares Land kommt, welches von Kriegsrecht und Propaganda geschüttelt ist. Es ist dies ein beliebtes künstlerisches Mittel der Strugatzki-Brüder. Auf diese Weise kann man relativ problemlos Missstände der realen Gegenwart (auch der sozialistischen) ansprechen und doch andererseits dialektisch abgesichert ist, da der Kommunismus nicht nur als siegreich dargestellt sondern auch als unangefochtener Sympathieträger aufgebaut wird. Die trockene und dennoch emotionsgeladene Beschreibung der Verwicklungen und Konsequenzen, die für jenen von Sorglosigkeit und Harmonie verwöhnten Erdenbürger nun entstehen, schaffen es gleichsam bis zuletzt zu fesseln. Dabei mündet der Spannungsbogen schlussendlich nicht etwa in einem düsteren oder nichtssagendem Ende, wie es oft der Fall ist, sondern mit einer fulminanten Überraschung, die selbst wenn man sie eventuell geahnt hat, nichtsdestotrotz ein gelungener Schlusspunkt ist.Fazit: Dieses Buch sei jedem der apokalyptischen und pessimistischen Zukunftsbildern etwas abgewinnen kann, bedingungslos empfohlen. Nimmt man diese Kategorie als Maßstab, muss „Die bewohnte Insel“ den Vergleich nicht fürchten, ja gewinnt vielleicht sogar gegenüber den hier tonangebenden Klassikern.