Als geschickte Vereinigung der, in ihrem Wesen unterschiedlichsten Dörfer, tingelt der Siedlungsversuch Berlin durch die Neuzeit. (Photo: NASA, creative commons)So denn, beginnen wir also mit dem angedrohten Blumenstrauss an Abschweifungen zum Thema Weddingshain. Bei Wedding und Friedrichshain handelt es sich um zwei Stadtbezirke Berlins die es verdienen, näher beäugt zu werden. Doch bevor wir tiefer in die Materie einsteigen, wäre es vielleicht statthaft, kurz auf den Bekanntheitsgrad dieser beiden Kieze einzugehen. Für den Berliner selbstverständlich keine Frage, aber wie sieht es denn im Rest der Republik aus? Oder gar in der weiten Welt? Aufnahme der Prestigeallee von „fEttarm°“ via flickrIch möchte erstmal ganz pauschal die Aussage raushauen, dass Wedding unzweifelhaft der bekanntere Bezirk sein dürfte. Sicher, Aufnahmen der Zuckerbäcker-Stalinallee gehören zur Grundausstattung jeder Seifenoper die irgendwie in Berlin spielt, das hat aber eben nichts damit zu tun, dass einem die dann doch eher gewöhnliche Bezeichnung Friedrichshain etwas sagen muss. Obwohl beide hinsichtlich Größe (Friedrichshain, Bevölkerung: 113.754; Fläche: 9,78 km² – Wedding, Bevölkerung: 152.987; Fläche: 15,4 km²) und Spuren in der Geschichte ( „Horst-Wessel-Stadt“ vs. „Blutmai“) relativ gleich auf sind, klingelt bei den meisten Nichtberlinern bei Wedding dann doch eher etwas als bei Friedrichshain. Ob dies nun an dem seltenen Umstand liegt, dass es sich hier um einen der wenigen Ortsnamen im Deutschen handelt, der sich einen eigenen Artikel erarbeitet hat, ob es an der Doppelbedeutung im Englischen liegt oder gar an den kommunistischen Gassenhauer, den noch jeder musikalische Ostler mit geringsten Indoktrinationserfahrungen ansummt, wenn vom Wedding die Rede ist, wer kann das schon wissen?! Ein gängiger Schlager zu Friedrichshain steht meines Wissens jedoch aus!
Wir achten auf die Textzeile: „Berlin bleibt rot, damit Deutschland den Deutschen gehört!“
Nach dem ich diese Frage also schlüssig geklärt haben dürfte, türmte sich in mir sogleich eine sachverwandte aber ungleich schwerer zu beantwortende Frage auf: Welcher Bezirk/Kiez/Ortsteil von Berlin hat denn unter Nichtberlinern die höchste Assoziierungsgewalt, sprich den höchsten Bekannheitsgrad? Man kann das kollektive Wissen diesbezüglich verschieden abklopfen. Spielen kulturelle, poltische oder verkehrstechnische Aspekte eine Rolle? Wenn wir über das Ausschlussprinzip herangehen, scheiden schnell einige Namen aus. Bezirke wie Hohenschönhausen, Lichtenberg, Zehlendorf wie wohl auch sämtliche Ortsteile, die mit Dorf enden, dürften außerhalb Berlins reichlich unbekannt sein. Abgesehen vielleicht von Wilmersdorf, welches eine kleine kulturelle Randnotiz in dem 80er-Jahre-Streifen „Linie 1“ verbuchen kann.
Auch Charlottenburg, respektive Charlottengrad, wird wohl nicht den Preis davon tragen, da zwar Bahnhof Zoo und Kudamm definitiv ein Begriff sind, aber sicher nicht eben jenem Bezirk zugeordnet werden. Selbst ein lokale Schwergewichte wie Neukölln oder Schöneberg (ja, auch trotz David Bowie und Iggy Pop!) werden in dieser Hinsicht wohl das Nachsehen haben, da beide dann doch nicht ausreichend Aufsehen erregt haben. Schulaufstände oder Schwulenparaden verschwinden bei einer Stadt wie Berlin zu schnell im großen Rauschen. Daher schwanke ich eher zwischen Spandau (So lächerlich das klingt, aber der Name „Spandau Ballet“ dürfte eine nicht zu vernachlässigende Strahlkraft haben!), Köpenick (Der „Hauptmann von Köpenick“ und der einzig nennenswerte Fußballverein Berlins sind jedenfalls deutschlandweit kaum zu toppen!) und Kreuzberg (Dank regelmäßiger Maifestspiele dürfte der Bezirk auch über die Grenzen Deutschlands hinaus seinen Ruf in den letzten Jahren gehörig gefestigt haben! Daneben sei auch der Evergreen „Kreuzberger Nächte“ nicht vergessen bei dem mit Sicherheit auch der eine oder andere Auswärtige schon mitgeschunkelt hat.)
Als relevante Außenseiterkandidaten wären noch Pankow (Dank Udo Lindenberg und der Springerpresse) und eventuell der Wannsee (Aufgrund des Badehosen-Hits und der Wannse-Konferenz), welcher zwar im eigentlichen Sinne kein Stadtbezirk ist, aber wen stört das wenn er das Rennen anführen würde.
Möglicherweise kann man sich aber diese ganzen Überlegungen sparen und schlichte Argumente der Infrastruktur herausholen. Auch wenn die Sache mit der Berlin-Blockade für Tempelhof einen gewaltigen Imageschub bedeutete, ist das dann doch ein wenig her und die Querelen der Lokalpolitik um dessen zukünftige Nutzung dürften außerhalb der preußischen Kartoffelwüste keinen so recht vom Ofen geholt haben. Von Schönefeld muss ich gar nicht erst anfangen, nicht nur weil dies ja nun wirklich kein Berliner Kiez ist. Nein, ich denke Tegel dürfte als viertgrößter Flughafen Berlins (Passagieraufkommen) den meisten Deutschen und einer Vielzahl reiselustiger Ausländer am ehesten ein Begriff sein. Nunja, es bleibt dennoch eine knifflige Frage. Daher stelle ich diese Frage im Rahmen einer Umfrage (rechterhand) nun öffentlich und harre des Urteils der Massen.
Kreuzberg ist sicherlich am bekanntesten.
Viel Presse, dazu das Lied, das hat kein anderer Stadtteil.