Ein kleiner Nachtrag zu London: Wer einmal in London die Tube genutzt hat, kann sich definitiv an die hypnotische Warnung „Mind the Gap“ erinnern. Allerorten wird man mit diesen drei saloppen Worten gemahnt, auf gar keinen Fall irgendwo hinzufallen wo man nicht hingehört. Mir gefiel diese Warnung außerordentlich. Welch schlichte und effektive Eleganz durchzog diese zehn Buchstaben! Fröhlich, dieses Mantra vor mich hin summend, zog ich durch den Themse-Moloch. Doch wie war gleich nochmal dessen deutsche Entsprechung? Wenig später, nach kurzer Nutzung der U2, blechte es in meinen Ohren:“Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Zug- und Bahnsteigkante!“ Elf verquaste, deutsche Vokabeln gegen drei flotte Wörter von der Insel. Ganz klar – der Phrasenvergleich zeigt deutlich wer es verdient Weltsprache zu werden und wer sich als temporäre Dichter- und Denkersprache ungelenk schmollend in die linguistische Besenkammer muss. Freilich sind „Attention à l’espace“ oder „Cuidado com o fosso“ auch nicht schlecht, aber „Mind the gap“ ist irgendwie dann doch griffiger.
Mir ist bewusst, dass ist das Phänomen jener unzumutbaren Sperrigkeit der deutschen Sprache bereits oft und ausführlich thematisiert wurde, doch ich kann nicht anders. Schließlich bin ich an dieser Stelle ein Blogger und selbige sind ja berüchtigt für ihre redundanten und dem Selbstzweck huldigenden Alltagsbeobachtungen.