Als ich mich unlängst mit dem auch Bücher beobachtenden mars einem versonnenen Gespräch über Literatur hingab, stießen wir gemeinsam auf die Frage, wieviele Autoren es wohl gäbe, deren frisch erschienene Werke wir ohne Diskussion umgehend erwerben würden. Welche wir, so war der Frage weiterspinnende Bedingung, bar jedes spärlichsten Blickes auf den Buchrücken, ohne mit der Wimper zu zucken jedes Mal aufs Neue kaufen würden. Es sind, wie nicht verwundern mag, der Schriftsteller nicht allzu viel. Doch auf zwei bis drei kam ein jeder von uns dann doch. Bei mir, so muss ich hier offenbaren, gehört Walter Moers zu jenen Meistern des Wortes die scheinbar traumwandlerisch mitten ins Herz meines Lesegeschmacks zielen. Worin liegt dies begründet? Es mag seine bildgewaltige und vor Phantasie berstende Sprache sein, die Kinder wie Erwachsene gleichermaßen zu fesseln vermag, auch wenn beide Parteien an ganz verschiedenen Stellen schmunzeln werden. Allein dies ist schon einen Trommelwirbel wert. Doch all die Doppelsinnigkeit und Wortwitzgewalt, die aus Moers‘ Romanen sprühen, verschaffen ihm einen Ehrenplatz in der Welt der Fantasy-Literatur. Wiewohl ich diese Schublade eher widerwillig für ihn aufziehe, da sie mir ein wenig zu sperrig und staubig für seine Werke erscheint. Doch die grundlegende Idee, die seit den 13 1/2 Leben des Käpt’n Blaubär von Moers konsequent angegangen wird, ist es, die mich für die Romane von ihm einnimmt. Dieser Roman legt den Grundstein für das fantastische Universum auf dem bislang noch unentdeckten Kontinent Zamonien, welches fortan äußerst elegant und originell ausgebaut wird. Denn nach dieser opulenten Halbbiographie gab Moers vor, nun nur noch als Übersetzer tätig zu sein und greift auf eine, von ihm geschaffene Romangestalt zurück- den legendären Dichterfürsten Hildegunst von Mythenmetz. Dessen Klassiker werden nun in regelmäßiger Reihe präsentiert. Dabei handelt es sich um ein wildes Genrespektakel. Ob das romantische Kunstmärchen Ensel und Krete, der Abenteuerroman Rumo oder der Reise- und Bildungsroman Die Stadt der träumenden Bücher – mit jedem der Bücher wird das Netz engmaschiger ohne jedoch in dem, dem Fantasy-Genre sonst so eigenen, selbstreferentiellen Ernstgenommenwerdenwollen zu versinken.Und nun war es soweit der fünfte Roman der Zamonien-Reihe, Der Schrecksenmeister erschien endlich als Taschenbuch und fiel somit automatisch in den, von der Liebsten kredenzten Geburtstagsbücherkorb. Wie nicht anders zu erwarten nicht der Ansatz einer Enttäuschung. Im Gegenteil, mit dem diesmaligen Klassiker der zamonischen Literatur halten wir ein „kulinarisches Märchen“ in unseren Händen, welches von der ersten bis zur letzten Seite ein Hochgenuss ist. Selbst eine kurze Inhaltsangabe würde selbst meine, gewohnt abschweifenden Beiträge sprengen. Daher verbleibe ich mit wärmster Leseempfehlung und einer winzigen Leseprobe zum Thema Wein.„Wein ist trinkbare Sonne. Wein ist der schönste Frühlingstag deiner Jugend, auf eine Flasche gezogen. Wein kann Musik in Gläsern sein. Aber manchmal ist Wein auch saurer Essig in muffigen Schläuchen. Ein verregneter Herbstabend in einem schmutzigen Becher. Ein verkorkter Trauermarsch auf einer verbrannten Zunge.“Wundert es noch wen, warum ich das Zeug mag? Photo: der-schrecksenmeister.de