Kommen wir mal wieder zum großen weddingshainer Vergleich und lassen wir heute mal den, schon seit längerem, ungeduldig mit den Füßen scharrenden Heraldiker raus. Leider müssen wir herbei natürlich die Produkte der Bezirksreform betrachten, denn keiner der hier analysierten Bezirke besitzt gegenwärtig noch ein eigenes Wappen.
Was sehen wir da also genau? Linkerhand erkennen wir zweifelsfrei die Oberbaumbrücke, das Wahrzeichen des neugeschaffenen Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, oder, wie es der Heraldiker auch formulieren könnte: „In silbernem Schild mit blauem Wellenschildfuß, belegt mit vier silbernen Wellenfäden, eine rote gezinnte Brücke, die durch zwei spitzbedachte und beknaufte Türme, welche mit Zinnen, Zwischendächern, Simsen und schwarzen Schießscharten und Spitzfenstern bedeckt sind, in drei gleichmäßige Bögen unterteilt ist.“ Wie wir noch erfahren werden, hat Friedrichshain damit entschieden mehr an Symbolik in die Fusionsära gerettet als der Wedding. Denn hier wurde man dann doch vom namensspendenden Klops aus dem Süden ein wenig vergewaltigt. Die Interepretationshilfe weiß hier folgendes zu berichten: „Der Hauptschild ist sechsfach von Rot und Silber geständert. Das golden tingierte Herzschild zeigt einen wachsenden rotbewehrten und rotbezungten schwarzen Bären. Der Bär hält in seinen Pranken einen blauen Schild mit aufrechtem goldenem Lilienzepter. Das Hauptschild versinnbildlicht das Zusammenwachsen der drei Bezirke. Für jeden Bezirk stehen jeweils die Farben Rot und Silber (Weiß).“Nun denn. Doch ein Wappen ist ja letztlich nur geronnene Symbolik. Fragen wir uns also wo sie herkommt. Zwar ist im Berliner Fall nicht allzu viel Geschichte vorhanden, aber etwas kann man dann doch zusammenkratzen. Im Friedrichshainer Fall haben wir sogar verhältnismäßig viel Wandel mit einem gehörigen Schuss Dreistigkeit.
Schließlich führte man das erste Wappen (ganz links) 1935 ohne Genehmigung des Berliner Senats ein. In diesem geteilten Schild sind erstmals die charakteristischen Symbole Friedrichshains zu entdecken. das rot-weiß(Silber)-rote Banner Berlins mit dem aufrecht schreitenden Bären, das untere, blaue Feld einen von links nach rechts schwimmenden silbernen Karpfen mit goldenen Flossen. Die Zweiteilung leigt darin begründet, dass der obere Teil für den Teil des Bezirks Friedrichshain, der schon vor 1920 Bestandteil von Berlin war , während der untere Teil das Wappen von Stralau, welches erst später hinzukam, darstellt. 1987 spendierte die gesamte Republik mit offenem Widerwillen der Hauptstadt eine luxuriöse 750-Jahrfeier. Hierzu gönnte man sich natürlich auch ein neues Wappen. Sehr schick, aber doch ein wenig arbeitsgeil-eindimensional wie ich finde. Es hatte auch nicht sehr lang Bestand, denn schon 1991 erhielt man ein neues Wappen, welches dann doch sehr an das traditionelle Wappen erinnerte. Neu war allein die rote dreitürmige Mauerkrone, deren mittlere Turm mit dem Berliner Wappenschild belegt ist. In diesem Jahr erhielten alle Bezirkswappen diese Mauerkrone, welche diesmalö nicht trennen sondern alle Bezirke Berlins untereinander verbinden sollte. Und das sit nun wirklich Symbolik, denn eine alle Bezirke verbindende Mauer ist dann doch schwer vorstellbar. Wenn wir nun aber das alte Friedrichshainer Wappen mit dem neuen Fusionswappen vergleichen, so muss zugegeben werden, dass man da doch einen ganz guten Schnitt gemacht hat. Einzig der Stralauer Karpfen fehlt. Da kommt doch die berechtigte Frage auf, wo er geblieben ist. Der Verdacht fällt automatisch auf die Kreuzberger. Ich werde dem in jedem Fall weiter nachgehen.Kommen wir zum Wedding. Hier gestaltet sich die Wappengeschichte ein wenig spärlicher. Auch hier begann die Geschichte relativ früh. Der Bezirk Wedding wurde 1920 bei der Schaffung Groß-Berlins aus Teilen des alten Berlins gebildet. Vor der 1861 erfolgten Eingemeindung befand sich auf dem Gebiet des Bezirks das Dorf Wedding und in dessen Nähe der Gesundbrunnen. Selbstredend hatte man hier von sowas wie Wappen noch nie gehört. Daher grübelte man vor sich hin und entschied dann das Wappen jenen adligen Gefolgsleute der askanischen Markgrafen, der aus dem Magdeburgischen stammenden Familie „de Weddinge“, nachzuempfinden, die auch dem Dorf ihren seinen Namen gaben. Die einzige Veränderung am Wappen war der Wandel vom ursprünglichen Blau zum späteren Rot, aufgrund der Veränderung des Weddings zum Arbeiterbezirks im späten 19. Jahrhundert. Man sollte es nicht glauben, aber eine solche gewaltige Veränderung ging tatsächlich auf eine Initiative der SPD zurück. Da ham wir uns aber mal was getraut, damals. Respekt!
Fazit: Auch wenn das Weddinger Wappen nicht das Schlechteste ist, Friedrichshain hat eindeutig mehr Schöpferkraft und Durchsetzungsvermögen. Daher einen Punkt für Friedrichshain.Friedrichshain-Wedding 3-1
Gewinner: Das alte Weddinger Wappen. Den großen geflügelten Pfeil find ick schick. Aber jut, es zählen ja vermutlich nur die neuen. Da ist die Oberbaumbrücke schon besser als der nichtssagende Wedding-Murks.
Der große Verlierer: Das alte Kreuzberg Wappen. Verdrängt und aufgekauft vom Osten. Was es nicht alles gibt.