Die Wächter-Quadrologie sollte auch in Deutschland dank der zwei hierauf basierenden Filme einen annehmbaren Bekanntheitsgrad haben. Und obwohl ich mit den Büchern von Band zu Band unzufriedener wurde, muss ich für Bewahrer des Chaoseine Lanze brechen. Natürlich handelt es sich bei dieser möglicherweise letzten Stippvisite ins Lukianenko-Universum um schnörkellosen Fantasy. Wer diesem Genre also von jeher nichts abgewinnen konnte, dem sei hiervon wärmstens abgeraten. Doch dem Co-Autor von “Wächter des Tages” gelingt mit diesem Buch ein solider Wurf, der bei weitem weniger Unwohlsein bereitet als die letzten beiden Bände des Meisters.
Wassiljew schafft es die Stimmung der von Lukianenko erschaffenen Welt einzufangen und erfolgreich weiterzuspinnen. Ohne allzu große Vorhersehbarkeit und antiwestliche Plattitüden kreiert er ein Szenario aus Sicht der Dunklen, welche sich schnell herunterliest und dabei dennoch prächtig unterhält. Wir erfahren hier, dass nicht ausschließlich Menschen für das Licht oder das Dunkel gewonnen werden können, nein, auch ganze Städte können initiiert werden. Selbstverständlich nur wenn sie eine gewisse Größe überschritten haben. Und so hat der Autor freie Hand mit, in Russland schon seit längerer Zeit existierenden Klischees zu operieren. Wen verwundert’s, dass diesbezüglich St. Petersburg im Fadenkreuz liegt und wird genussvoll seziert wird.
Fazit: Wie auch bei der Wächter-Saga gilt das Urteil weiterhin, dass, wer Interesse an Fantasy, Russland oder gar beiden hat, umgehend in den nächsten Buchladen gehen und sich umstandslos in die Lektüre stürzen sollte. “Bewahrer des Chaos” eignet sich dabei sogar als hervorragend Einstiegsdroge. Ohne allzu große Vorkenntnisse kann man hier seinen Spaß haben und sollte man diesen dann tatsächlich entwickeln, steht es einem frei in die nächsten vier Bücher zu gleiten.