Einst besang Farin Urlaub in bekannter Zurückhaltung Schweden als “gottverdammtes Wohlfühlland”. So weit möchte ich mich mit dieser kleinen Städtekritik nicht gehen (schließlich könnte ich über das dazugehörige Land auch nur Zugfenstereinschätzungen geben), doch das diesjährige Ziel unserer Überraschungsexkursion kann zumindest als Stadt dieses Prädikat mit einiger Berechtigung für sich beanspruchen. Ljubljana – Hauptstadt jenes unbemerkt vor sich hin wohlfühlenden Zwergstaates, der zumeist Aufmerksamkeit erhält wenn er verwechselt wird. Wie war das nochmal? Slowakei, Slowenien und dann gab’s doch da auch noch Slawonien?! Derlei Zuordnungsprobleme nimmt der Slowene, so scheint’s, recht gelassen und zählt in all seinen Reiseführern geduldig die entscheidenden Erkennungs- und Unterscheidungsmerkmale auf. Die Großartigkeit Ljubljanas zeichnet sich dabei im Wesentlichen durch das unspektakuläre Fehlen jedweder die Wochenendauszeit beeinträchtigender Störgeräusche. Unauffällig angeschmiegt an Italien, Ungarn, Österreich und den Balkan steht es weniger in deren mächtigen Kulturschatten sondern schafft es deren beste Errungenschaften leichterhand zu vereinen. So findet sich hier ein Städtchen in dem Wein- und Biertradition auf höchsten Niveau nebeneinander harmonieren und in dem der Gulasch es schafft, die nicht für möglich gehaltenen Vereinigung der hohen Schulen von Kümmeligkeit und Paprikaschärfe zu präsentieren. Schon an dieser Stelle fragt sich der wachsame Reisende: Ist das alles nicht eine Spur zu perfekt? Nur um sich kurz darauf zurückzulehnen, etwas von diesem herrlichen Brot zu genießen und zu beschließen: Na, und wenn schon! Doch es bleibt nicht allein bei leiblichen Genüssen. Die überschaubare Größe Ljubljanas (278.638 Ew.) und die vermeintliche touristische Zeitrangigkeit führt einerseits nicht zu verschlafener Provinzialität (s. bspw. “Gówno Kowno”) und schützt das Städtchen andererseits vor hyperventilierenden Jugendtourismusexzessen. Herauskommt ein entspannter Ort unaufgeregter aber dennoch beständig aufreizender Atmosphäre, in dem, wenn man sich durch die Altstadt schlängelt, sich in Österreich wähnt, wenn man an der zufrieden glucksenden Ljubljanica die Augen zu den, in jeder Richtung unanständig lockenden Bergen aufrichtet, hierzu dem ebenso wohlklingenden wie –schmeckenden Bier frönt, an die zahlreichen Verlockungen des Balkans erinnert wird und der milde Frühsommerwind auf der Haut an Italien mahnt. Dann irgendwann hört man mit der blödsinnigen Vergleicherei auf und begreift, dass man das unverschämte Glück hat in Ljubljana zu sein – dieser gottverdammten Wohlfühlstadt.