Das auf den ersten Blick exotischste an „Weit im Norden“ ist wohl der Umstand, dass der Untergang des Abendlands ausnahmsweise mal nicht die USA als Kulisse nutzt. Wir befinden uns in Sibirien, welches angesichts der herandräuenden Klimakatastrophe als Rückzugsgebiet an Wert gewonnen hat. Diese raue Region hat durch dem Zusammenbruch aber nicht wirklich an Komfort dazugewonnen. Und so dient der Auswanderungsaspekt nur dazu, die an sich schon dichte und effektvolle Beschreibung noch facettenreicher zu machen.
Es ist nicht die gewöhnliche Weltuntergang-Ärmel-hochkrempel-Geschichte. Es ist vielmehr eine Geschichte, die davon erzählt wie die Menschheit nach ihrer selbstverschuldeten Auslöschung eben nicht zu einem Neuanfang in der Lage zu sein scheint. Selbst im allerkleinsten Kollektiv – dem Individuum. In zahlreichen Rückblenden zeigt der Ich-Erzähler gnadenlos, dass weniger die sozialen oder klimatischen Verwerfungen zum Untergang führten, sondern die Aufgabe der Solidarität. Und so gibt es kein Licht am Horizont. Es ist ein langsamer Untergang, die letzten Zuckungen einer Vergangenheit, zu schwach um daraus etwas Neues oder gar Besseres enstehen zu lassen.
Großartige Lektüre!