All dies ist hier definitiv nicht der Fall. Was es keineswegs leichter macht, etwas Erhellendes zu den zurückgelegten knapp 800 Seiten zu schreiben. Nähern wir uns daher dem Buch vorsichtig von der Seite. Nach einem Jahr des konzentrierten Genusses apokalyptischer Romane gehört dieses Buch hier keinesfalls in diese Schublade. Was wir hier vor uns haben ist ein astreiner Thriller. Wenngleich der rote Faden, welcher sich durch die Handlung zieht, durchaus Weltuntergangspotential hat. Aber das sollte wohl einen anständigen Thriller auch immer auszeichnen.
Technisch gesehen verneige ich mich tief vor dem Erstlingswerk
des Autors, welcher zuvor „nur“ durch Drehbücher wie bspw. Mad Max 2, Dead Calm und From Hell verantwortlich zeichnete. Die unfassbar dichte Handlung mehrerer Erzählstränge und einander bedingende Abläufe sowie die liebevoll und detailliert gestalteten Charaktere gehören zu dem besten was ich in diesem Genre seit längerem gelesen habe.
Kritisch wird es allein beim Inhalt. Sicher, wir befinden uns hier im us-amerikanischen Spiralarm des Verdauungs- und Verarbeitungsuniversums von 9/11, und vieles hier hebt sich wohltuend von Verallgemeinerungsgalopp des biblebelts ab. Man spürt, speziell im ersten Drittel deutlich das Bemühen um das Verstehen, wie all dieser Hass entstehen kann. Und so ist dieser Roman in seiner Tiefe dann doch ein zutiefst apokalyptischer. Da hier jenseits aller politischer oder moralischer Wertung offenbar wird, dass der Karren schon zu tief im Dreck ist. Der Zynismus der der tief in der menschlichen Gesellschaft verwurzelten Macht von Geheimdiensten, Mafia, Dogmatismus und Kapital innewohnt, waren in der Lage jedwede Grundlage für ein nettes Miteinander aller Erdenbewohner mehr als langfristig zu verhindern.
So stört mich, wenn ich das Buch in seiner Gesamtheit betrachte weniger die Vielzahl an kritikwürdigen Stellen, die 9/11 unnötig erhöhen und die Rolle der USA mehr als angebracht verherrlichen (DEN US-Präsidenten der hier beschrieben wird, bekommt ihr nicht und wenn ihr bis ans Ende aller Tage Weltmacht bleiben solltet!) sondern vielmehr war ich reichlich enttäuscht über den Knackpunkt jedes künstlerischen Werkes – dem Ende. Die James-Bondisierung der letzten 100 Seiten wird der Vorleistung in keiner Weise gerecht und zerstört vieles von dem zuvor aufgebauten. Dennoch, wenn Thriller, dann absolute Leseempfehlung!