Nächste Etappe Olomouc, ehemals ruhmreiche Hauptstadt Mährens. Olomouc, Olomouc … allein der Klang dieses Wortes strahlt soviel Tschechigkeit aus, dass wenn ich dies in meinem Kopf intoniere, ich den kleinen Maulwurf seufzen höre und die Zugpfeife zu zwitschern beginnt. Noch mehr als sonst ist gegenwärtig der Grenzübertritt aus dem hektischen und zerrissen wirkenden Polen in das aufgeräumt und gelassen erscheinende Tschechien eine Wohltat. Punktgenau mit der Grenze werden die Schienen auf einmal eben, die Sprache erhält Melodie und viele der blödsinnigen, neuen Gesetze, die das Reisen in Polen mittlerweile so anstrengend machen, sind nur noch eine blasse, unwirkliche Erinnerung. Hier ist alles so fürchterlich normal, unaufgeregt und in sich ruhend. Ein wenig erinnert mich Tschechien immer an einen Klassenstreber, aber nicht den altklugen Denunziantentyp, sondern eher den introvertierten, denjenigen, der einfach nur Ordnung und Rationalität für sich entdeckt hat, ohne es anderen aufzwingen zu wollen. Und wie bei dem Klassenstreber damals bin ich auch bei Tschechien immer ein ganz klein wenig neidisch. Aber genug der wackligen Vergleiche ebenso wackliger Identitätskonstruktionen. Kommen wir zu Olomouc.
Tschechien verfügt über zwei Großstädte, ein paar kleine Industriestädte, etliche schnuckelige Kleinstädte und natürlich endlos viele böhmische Dörfer. Olomouc will in keine dieser Kategorien so recht passen. Die ehemalige Hauptstadt Mährens erschlägt mit geballter Historizität bei, für Tschechien ungewöhnlicher Größe von 100000 Menschen. Ein wahrhaft wunderschöner Auftakt für zwei Wochen Urlaub in meiner Wahlheimat Tschechoslopolen.