Es war einmal vor nicht allzu langer Zeit in einem eher unbedeutenden Teil der Berliner Straßengalaxie, da beschloss ein kleiner Balkon seine türkische Identität dem vorbeieilenden Volke kundzutun. Doch es begab sich, dass eben dies einen anderen Balkon enorm verdross. Schon lang war es ihm ein Dorn in der Rabatte, dass so ein zugewanderter Balustradenverschnitt über ihm stand. So beschloss er flugs sich mit einer Fahne Deutschlands zu schmücken, um quasi im wahrsten Sinne des Wortes Flagge zu zeigen. Doch den perfiden Osmanen focht dies nicht im geringsten an, frech verdoppelte er sein Fahnenrepertoire. Mit der aufrichtigen Entrüstung, die nur ein wahrer besorgter Balkon nachempfinden kann, rüstete der untere Balkon nach. Doch er verdoppelte die Beflaggung nicht nur, nein, er vervierfachte sie. Die Halbmondveranda nahm dieses Treiben achselzuckend zur Kenntnis und beschloss das gegenseitige Wettrüsten mittels der einzigen rationalen Entscheidung zu begegnen – dem Hinzufügen einer weiteren Fahne. Nun verlor der Teutonenerker völlig die Fassung – er schwelgte in einem schwarzrotgoldenen Rausch, er okkupierte sämtliche Räume der angrenzenden Wohnung, tapezierte sie in den einzig wahren Farben, im Kühlschrank gab es nur noch Pils, Rindfleisch und Schwarzbrot und das sollte nur der Beginn einer dreifaltigen Umgestaltung der Wirklichkeit sein…