Es ist ja aktuell nicht gerade so, dass aus Dresden die schönsten Nachrichten zu uns dringen. Man will angesichts dieses Zustands (und vor allem des Umgangs der staatlichen Stellen mit demselben) manchmal einfach nur reflexhaft die Lippen schürzen, den frei gewählten Lebensmittelpunkt liebevoll knuddeln und sich ein selbstgerechtes “Genau deshalb bin da weg” gönnen. Doch so einfach möchte ich es mir hier einfach nicht machen. Sicher, die Schlagzeilen, die über die sächsischen Landesgrenzen quellen, erwecken bisweilen den Eindruck eines unabänderlich dumpf-rechten Menschenschlags dessen administrative Elite noch dazu hoffnungslos verseilschaftet ist und den Aktionen des Pöbels wenig entgegenzusetzen weiß oder will. Wahrhafte Schübe für den Fortschritt, wie die erste Ferneisenbahn Deutschlands, der Dresdner Maiaufstand oder meinetwegen auch noch die Arbeiterbewegung liegen weit zurück. Der Sachse, so scheint es bisweilen, ist in seiner ausgeprägten Neigung zur Besitzstandswahrung und zänkischer Abwehr phantomhaft wahrgenommener Überfremdung zu einem unangenehmen, ja peinlichen Nachbarn geworden. Doch hier möchte ich einhaken und vehement Einspruch erheben. Die Ereignisse, die unser Bild in den letzten Jahren von Sachsen bestimmen, sind zwar nur die braunen Spitzen eines noch viel gewaltigeren miefig-konservativen Eisbergs. Doch das sächsische Meer kennt nicht nur diesen Eisberg. Sicherlich wirken all die Schollen mit weltoffenen, freundlichen Individuen unscheinbar und vernachlässigbar gegenüber diesem Übel. Doch das sind sie keinesfalls. Allein schon dass es sie angesichts dieses erdrückenden Eisbergs noch gibt, spricht für sie. Ein Plakat an einer Wand in der Nähe des Neustädter Bahnhofs bestärkte mich irrwitzigerweise in dieser Hoffnung. In welcher Absicht auch immer diese kleine schematische Darstellung seinen Weg an die Mauer gefunden hat (und eine gewisse Sorge, wes Geistes Kind hier verantwortlich ist, sollte angebracht sein) zumindest sind so gewisse Grundkenntnisse vermittelt wurden, was zu tun ist, sollten die Nazis irgendwann mit Panzern daherkommen. Man kann ja nie wissen…
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