Neulich stolperte ich über den Trailer zu der Doku „Taste the Waste“ und diese weckte unwillkürlich mein Interesse. Denn das Problem von weggeworfenem Essen gehört für mich, sorry liebe Vegetarier, zu den drängendsten Fragen des uns umgebenden Ernährungsuniversums.
In dieser Hinsicht spüre ich sogar in meiner liberalen Seele Anwandlungen von Dogmatismus aufkeimen. Zurückgehende, dreiviertelvolle Teller von verwöhnten Magerpüppchen; üppige Buffets von geistlosen Yuppieveranstaltungen, die umstandslos in die Abfalltonne wandern – all dies kann mich tatsächlich sehr aufregen wenn ich mich in leidvoller Zeitzeugenschaft eines solchen Vorfalls befinde. Denkt doch allein nur mal an das Wetter, was ihr euch mit einem solchen Verhalten verschafft! Nein, Aufessen ist für mich eine zu Unrecht verhöhnte Tugend, die von meiner Seite stets mit Feuer und Schwert verteidigt werden wird.
So jedenfalls meine meinungstechnische Ausgangslage. Frisch nach diesem lustvollen Echauffieren wandelte ich genüsslich durch die unendliche Weiten Tempelhofs, welche zu meiner vollsten Zufriedenheit ausnahmsweise von einem gar angenehmen Volk besiedelt war. Es war mal wieder September und das Berlin Festival ließ den schwurbeligen Beton des ehemals flächengrößten Gebäude der Welt respektlos vibrieren. Und hier stieß ich auf einen Stand an dem zwei Leutchen zwischen etlichen Toastern herumfuhrwerkten. Ich beobachtete dieses Treiben mit Interessen, doch erst auf den dritten Blick begriff ich ihr Tun wirklich. Es handelte sich hier um so eine Art „Toasten nach Zahlen“. Fasziniert und, nach meiner zuvor hinter mich gebrachten Aufregungswelle bezüglich Essensverschwendung, natürlich ein wenig despektierlich beäugte ich die sonderbare Performance der Akteure, welche demnach nun jedenfalls keineswegs einer brotlosen Kunst nachgingen. Und siehe, ich fand das es gut war. Ab und an darf man dann doch mit Essen spielen. Ich taug halt nicht wirklich als Dogmat!