Da ich ja nun in letzter Zeit häufiger feststellen durfte, dass ich dem Genre des Kriminalromans immer mehr abgewinnen kann, beschloss ich wagemutig dem gegenwärtigen Großmeister aus Schweden, Henning Mankell, einen Lektürebesuch abzustatten. Ich ergänzte das Gelesene kurz darauf auch noch mit der Verfilmung desselben Werks und komme schlussendlich zu einem gemischten Urteil. Der Fall, die Charaktere sowie die Atmosphäre gefallen an sich. Beobachtungen und Probleme gesellschaftlicher Veränderungen, durch die sich ein Provinzkommissar, der seine eigenen Probleme bewältigen muss, hindurchwindet – dies alles im grauen Südschweden mit seinen knappen Reizen und Hektolitern Kaffee, die ununterbrochen und von jedem getrunken werden – dies alles hat was und lässt einen interessiert weiterlesen. Dennoch fesselt es nicht restlos. Die andauernde Mäkelei an den gegenwärtigen Entwicklungen (a la “Wo soll das alles nur enden?!” oder “In was für einem Land leben wir eigentlich?!”) mag angesichts des Hauptthemas des Buchs, Ausländerpolitik und der Toleranz dem Fremden gegenüber, noch angehen, doch hierbei wird nicht haltgemacht. Wenn das Unternehmen eines Verdächtigen, der Versand von Reizwäsche, untersucht wird und der Kommissar angesichts des Umstands, dass es Menschen gibt die drei Wochen Wartezeit auf Reizwäsche akzeptieren, die selbige mosernde Plattitüde zieht, dann wirkt das etwas ermüdend. Mag sein, dass dies Bestandteil eines Charakteraufbaus ist, aber ich konnte hiermit nicht allzu viel anfangen. Fazit: Handwerklich einwandfreier Kriminalroman mit reichlich Anleihen an gesellschaftliche Probleme des modernen Schwedens. Im Vergleich zu den von mir favorisierten Krimis aber ein wenig altbacken und reserviert.