Es ist mal wieder soweit, ich habe jedweden Widerstand für hinfällig erklärt und mich einer Romanreihe völlig hingegeben. Vor geraumer Zeit tat ich ja bereits an dieser Stelle meiner Begeisterung für die Flashman-Romane kund. Nun, was soll ich sagen?! Nachdem ich mittlerweile zwei Romane verschlungen habe, steigt meine Begeisterung tatsächlich noch ein Stück. Kaum zu glauben, angesichts meiner entfesselten Lobhudelei nach dem ersten Buch. Doch was mit jedem weiteren Buch eben offensichtlich wird, ist das Gesamtkunstwerk der ganzen Angelegenheit. Es handelt sich eben nicht um ein einzelnen Treffer, sondern die Verschachtelung und die Ineinanderverflechtung des Lebens von Flashman beginnt immer mehr an Format zu gewinnen. Nebenbei muss angesichts der verschiedenen neuen Schauplätze, die wir mit Flashman bereisen dürfen, angemerkt sein, dass die Perspektive und Detailgenauigkeit der Bücher mir immensen Respekt abfordern. Der dritte Band spielt fast komplett in den USA kurz vor dem Bürgerkrieg und setzen sich eingehend mit der Problematik der Sklaverei auseinander. Scheinbar mühelos bietet Fraser hier Inneneinblicke in die Welt von Sklavenhändlern, Sklavenbesitzer und Sklavengegnern. Durch die Stimme seines unverändert selbstsüchtigen Helden gelingt es tabulose und interessante Erkenntnisse über diese heikle Phase der Besiedelung Nordamerikas zu gewinnen. Es bleibt dabei festzuhalten, dass der Charakter des Harry Paget Flashman mit zunehmender Lektüre deutlich an Tiefenschärfe gewinnt. Selbstverständlich verfügt er über zahlreiche unangenehme Eigenschaften, welche ihn auf den ersten Blick in die Rolle des Antihelden drängen wollen. Sein Egoismus, sein Opportunismus, von zeitgemäßen Erscheinungen wie Sexismus, Snobismus und Rassismus mal ganz abgesehen – die fiktive Lebensbeichte offenbart dennoch einen Menschen, der zwar stets nur seinen eigenen Vorteil im Blick hat, dadurch aber all den höheren Idealen, welche zur Verfügung stehen, völlig immun gegenüber ist. Daher ist Flashman eben auch ein erklärter Pazifist, der jeglichem Dogma oder Eiferertum gegenüber keinerlei Verständnis hat. Dies macht ihn in seiner Zeit zu einer noch interessanteren Figur, die mich von Buch zu Buch neugieriger macht. Auf den vierten Band hatte ich mich naturgemäß besonders gefreut, deutete doch der Titel an, dass es dieses Mal um den Krimkrieg gehen sollte. In der Tat war dieser Roman ein außergewöhnliches Stück Literatur. Vermag der Inhalt desselben doch endlich zahlreiche ungelöste Rätsel dieses Konflikts aufzuklären. Speziell der “Todesritt der Leichten Brigade” wird erhält hier eine ausführliche Beschreibung, die sich mit den Erklärungsanalysen sämtlicher Fachleute unbedingt messen lassen kann. Dennoch hält sich die Handlung nicht dauerhaft in besagtem Kriegsgebiet auf, sondern verläuft über Russland bis zum Aralsee, wo Flashman nicht Geringeres gelingt als die drohende Okkupation Indiens durch Russland zu verhindern. Ein gewagtes Unternehmen mit Sicherheit. Doch noch ist der Bogen nicht überspannt. Der nächste Band wartet schon. “Die Piraten von Borneo” lautet dessen Titel. In diesem Sinne – ich empfehle mich!