Die reizende Zeit zwischen den Jahren ist nicht nur der weltfernen Völlerei und psychosozialer Erholung gewidmet, seit einigen Jahren pflege ich es auch mich für diese Zeit mit einigen erlesenen Leckerbissen aus der Welt der Comics zu beglücken. Und, ja ich spreche weiterhin von Comics und nicht von graphic novels auch wenn einige diesen Titel verdient hätten, aber ist mir trotzdem irgendwie zu blöd. Einigen dieser Comics folge ich schon seit Jahren und gönne mir im Jahresrhytmus ein Update, andere erst seit kurzem wiederum einigen habe ich auf Empfehlung neu ins Sortiment aufgenommen. Nun ein paar abratende wie auch empfehlende Worte hierzu.
Fangen wir mit Saga an, diese ausverschämt tolle Serie habe ich erst seit letztem Weihnachten im Programm und nach dem der erste Teil mich schon recht stark begeisterte, gönnte ich mir dieses Mal gleich zwei Bände und es war nichts geringeres als ein Durchmarsch in das Zentrum meines Jippieyeah-Organs. Eine Space Opera mit Fantasie, Selbstironie, völlig frischen Ideen, abgedrehten Charakteren und noch dazu traumhaft gestaltet! Nur unter absoluter Selbstbeherrschung und dank mangelnder Internetversorgung vermochte ich es nach Genuss des letzten Bandes nicht umgehend Nachschub zu ordern.
The Unwritten ist gleichauf gestartet. Auch dieses Comic begann ich letztes Weihnachten und entschied, dass es wert wäre, dieser Geschichte weiter zu verfolgen. Auch hier wurde meine Erwartung nicht getrübt wenn auch nicht derart euphorisiert wie von Saga. The Unwritten ist eine vielschichtige und liebevoll ausgefeilte Geschichte um Tom Taylor, seines Zeichens eine Figur ganz im Kulturraum von Harry Potter. Die Verwicklungen und Verschlingungen die aus diesem Sujet entnommen werden, bieten weit mehr als der erfolgreiche Jugendbuchklassiker. Es ist eine irrlichternde Reise durch die rutschige Welt der Identitätskonflikte und das ewig spannende Thema wie die Fiktion die Realität beeinflusst und umgedreht.
Revival ist in dieser Reihe der erste und erfreulicherweise auch letzte richtige Misserfolg. Wir sind mal wieder in irgendeiner Provinzstadt der USA und mal wieder geschehen irgendwelche grusligen Sachen mit Toten. Nunja… das Ganze erinnert an eine lieblose Aufguss von The Returned und wird von mir wohl eher nicht weiterverfolgt werden.
Fables dagegen schon. Hier handelt es sich zweifelsohne um einen beeindruckenden Neueinstieg. Vom Thema her erinnert es an die Thematik von Once Upon a Time, jedoch mit deutlich mehr Rock’n’Roll und knallhartem Witz. Es macht wahrlich Freude zu sehen, wie allseits bekannten Märchenfiguren hier wieder Leben eingehaucht wird. Da mag der eine oder andere einwenden, dass dies ja nun wirklich schon oft unternommen wurde. Mag sein, aber wenn es gelingt, ist einem weiteren Versuch gegenüber nichts einzuwenden.
Blankets war ein durchwachsenes Erlebnis. Als einziger Comic aus dieser Auswahl steht er für sich allein, daher muss ich mir der Frage: Dranbleiben oder nicht, erfreulicherweise nicht stellen. Es handelt sich um die enorm persönliche Beschreibung von Kindheit und Pubertät eines Jungen in, na wo wohl, irgendeinem Provinznest in den USA. Die Geschichte ist gleichermaßen düster (Christentum, Borniertheit, Abgestumpftheit) wie auch wunderschön (erste Liebe in besagtem Sumpf). Dennoch hat es mich jetzt nicht wirklich begeistert. Vielleicht suche und brauche ich in Comics nicht derlei realitätsnahe Beschreibungen.
Und schließlich The Walking Dead! Kommen wir also zu den Klassikern und Langzeitgefährten. Aller Jubeljahre kommt ein veritabler Ziegelstein namens Kompendium heraus die ein gerüttelt Maß an Ausgaben der (offensichtlich) niemals enden wollenden Reihe der aktuell so erfolgreichen Zombiegeschichte enthalten. Ich war anfangs ja ein sehr großer Fan der Reihe und inhalierte alles aus diesem Universum. Seit den letzten Folgen der neuen Staffel bin ich ein wenig genervt. Es scheint mir alles so frustrierend. Dies mag jetzt etwas komisch klingen, aber ich brauch halt etwas Selbstironie und Banalität des Alttags um bei der Stange zu bleiben. Auch nach der Zombiekalypse. Dies hatte der Comic zwar mehr zu bieten als die Serie, dennoch war meine Motivation zum lesen eher gering ausgeprägt. Nichtsdestotrotz arbeiteten sich ganze drei Mitfeiernde durch den Ziegelstein. War also nicht umsonst mit auf der Hütte. Und ich werd‘ mich schon demnächst daran gütlich tun.
Und nun zum finalen Höhepunkt jedes Jahres. Nunmehr zum siebten Mal durfte ich in diese Seiten des großartigsten Comic aller Zeiten greifen: The Sandman! Neil Gaiman, seines Zeichens auch Verfasser einer Reihe von (in beiderlei Sinne) fantastischen Romanen ist mit dem zehnbändigen Zyklus etwas gelungen was ich nicht im Ansatz beschreiben kann, außer dass ich jedes Jahr Danke sage und vor dem Grauen hoffe, wenn ich den letzten Band in meiner Hand halte.