„Vorfrühling“ in Lübben
In Anbetracht meiner anhaltenden Abwesenheit konnte ich an diesem Höhepunkt peripherer Ausflugskultur nicht teilnehmen und übergebe mit neidvoller Geste an Thomas, einen Peripheriker ersten Stunde und wackeren Bezirksstadtveteran:
An den Iden des März wurde ein Schmuckstück der Niederlausitz erkundet. Hervorragend an der Schnittstelle zwischen Ober- und Unterspreewald gelegen, hat sich das solide Örtchen seinen Kreisstadtstatus im Laufe seiner an Zerstörungen reichen Geschichte hart erarbeitet.
Ein mehr als mittelgroßes Ständehaus, ein entzückendes Schloss mit Museum und Terasse zum Garten, Reste einer Stadtbefestigung mit u.a. „Hexenturm“ und ein klassisch aufgeräumt wirkender Marktplatz (mit kunsthistorisch erwähnenswerter Paul-Gerhard-Statue) lassen die Stadt für die unvoreingenommenen Besucher durchaus reizvoll erscheinen.
Das Stadtbild wird geprägt durch den Wasserreichtum, zahlreiche Spreearme und Teile durchfurchen die Natur und lassen die zum Teil brachliegenden Häuser und Gebäude noch attraktiver erscheinen.
Die Menschen wirken teilweise freundlich und zugewandt.




Besonders bemerkenswert ist natürlich der Gurkenreichtum des Ortes. Von Knoblauch- über Gewürz- und Meerrettich- bis hin zur bekannten Salzgurke wird alles geboten. Sogar das Bier wird hier mir Gurkenlimonade gemischt. Die Tierwelt – u.a. Enten, Katzen, Hunde – war sehr sympathisch, schien sogar noch ein Stück zufriedener als ihre menschlichen Mitbewohner. Die sorbischen Farbtupfer bereichern das Stadtbild nachhaltig und nur wenige Orte können sich noch mit einem solch klassischen Lichtspieltheater schmücken.




Für eine abschließende Betrachtung des Ortes mögen sich Vergleiche zu anderen Kreisstädten aufdrängen, aber keine dieser anderen Siedlungen kann den Bahnhof des Jahres 2004 ihr eigen nennen und nur wenige verfügen über eine ähnliche Vielfalt an Kriegerdenkmälern oder einen vergleichbar unaufdringlichen und doch sehr gelungen gestalteten Schlosspark.
So bleibt trotz aller vordergründigen Solidität – die Verschränkung des märkischen und des Lausitzer Temperaments gelingt hier vollkommen – eine zarte Einzigartigkeit. Klein und oft versteckt, aber voller bunter Lebensfreude – wie die Blumen des Vorfrühlings.
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