Wenn man, wie ich, gegenwärtig Tag für Tag in Gesellschaft beängstigend leidenschaftlicher, ja nahezu besessener Adminazubis verbringt, bleibt es nicht aus, dass man eine gewisse Sensibilität für die Sorgen und Nöte dieser chronisch vernachlässigten Randgruppe entwickelt. Und irgendwie ist es ja auch ein Crux mit der mickrigen Anerkennung die den sich stets unverstanden fühlenden Herrschern der Systeme entgegengebracht wird. Angesichts der zweifellos eher wachsenden Macht, die jener Kaste in Zukunft zukommen wird, tut sich hier eine bedenkliche Kluft zwischen Kenntnissen/Leistungen einerseits und Unfähigkeit/Bedürfnissen andererseits auf, welche von Seiten der Nutznießenden dieses Verhältnisses relativ selten durch Lob und Dank honoriert wird. Oder wann habt ihr das letzte Mal den Betreuer eures Netzwerks oder Computer dafür gestreichelt, dass alles so richtig super läuft?
Nein, die Kontaktaufnahme zu den Wissenden wird meistens nur in Problemfällen gesucht und fällt dann auch noch oft recht barsch und anmaßend aus. Daher staut sich hier naturgemäß einiges auf und gärt dort seit geraumer Zeit vor sich hin. Das resultat ist ein trotzig-arogantes Selbstverständnis, welches im eigenen Saft köchelnd, beständig nach Möglichkeiten sucht, sich abzureagieren. Eines der bekannteren Ventile dieses Drucks findet sich in den Notizen des neuseeländischen Admins Simon Travaglia. „Bastard Operator from Hell“ heißen dessen, hauptsächlich im Netz zirkulierenden Werke. In diesen, teilweise wirklich komischen, fiktiven Beschreibungen eines Administratorenalltags reagiert das alter ego Travaglias so wie es sich Millionen von Systemherrschern in ihren heimlichen Phantasien vorstellen – brutal, schonungslos und mit aller Macht, die ihnen theoretisch zur Verfügung steht, die sie sich aber in der Realität (noch) nicht einzusetzen trauen. Noch, denn wie der Fall Terry Childs jüngst bewies, kann sich dieser Unmut auch durchaus in der Wirklichkeit Bahn brechen.
Ganz allerliebst fand ich jedoch, als ich bei amazon nach möglichen Printausgaben dieses Wutphantasiemanifests von Travaglia suchte, entdeckte, dass bei jenem Buch in der Kategorie „Kunden, die verwandte Artikel gekauft haben…“ lediglich Elektronikprodukte auftauchten.
Da drängt sich doch eine ganz passable Idee auf, wie man neben der überfälligen Streicheleinheit zuneigungshungrige Admins verwöhnen kann.
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