Es ist soweit. Das letzte Kapitel von Lost ist angelaufen und bevor ich mich dazu näher auslasse – Schön, dass ihr wieder da seid. Hurley, Sommersprosse, Sawyer – ihr habt mir gefehlt. Ich weiß, was ich erst vor Kurzem über Ersatzwelten und ihre Auswirkungen auf die mögliche Freiheit des Geistes schrub, aber das hier ist was gaaanz anderes. Und damit kommen wir zu einem eklatanten Zielgruppenproblem. Diejenigen, welche mit mir diese Faszination nicht teilen, werden galant über den nachfolgenden Beitrag hinweggehen, während die anderen ihn ebenfalls panisch wegklicken werden, da wir uns in heimischen Breiten ja noch eine ganze Staffel vor dem hiernach Geschilderten befinden. Aber sei’s drum.Doch bevor wir richtig mit der Manöverkritik beginnen, sei mir ein wenig Gefühligkeit gestattet. So schön es ja nun auch immer ist, dass wieder neue Lostfolgen laufen, es ist gleichsam auch der Abgesang auf eine Zeit des gemeinsamen Fluchens und Stöhnens ob der, mit jeder neuen Folge aufgetürmten Rätsel, Ungereimtheiten und Mysterien. Mit dieser Staffel soll nun alles enden. Und nicht nur das. Angeblich soll auch alles gelöst und aufgeklärt werden. Ich für meinen Teil bezweifele das sehr. Wie man in den noch verbleibenden, läppischen 16 Folgen tatsächlich alles klären will, ist mir gelinde gesagt schleierhaft. Nichtsdestotrotz gibt es ein Ende. Wir alle wissen, dass nichts schlimmer ist, als eine, der kommerziellen Ausschlachtung preisgegebene Serie, deren verfranste Zusammenhänge im fauligen Winde verzweifelter Umschreibungen von verdammenswerten Drehbuchhuren baumeln. Wie man auch bei den wenigen richtig guten Büchern mit Wehmut auf die Dünne der noch vor einem liegenden Seiten schaut, so sieht man nun auch bei Lost bang dem Ende entgegen. Man könnte es also fast so zusammenfassen: Alles was kein Ende hat, ist zwangsläufig von minderer Qualität.Doch genug der Vorrede. Es wird keinen überraschen, dass einen die erste Doppelfolge von den Socken haut. Schließlich sollte eine Staffel, die an eine explodierende Wasserstoffbombe anschließt, selbst im schlimmsten Falle eine gewisse Spannung mit im Gepäck haben. Doch es wäre nicht Lost, wenn diese nicht nochmals gesteigert würde. Selbstredend bietet uns das Gesehene keinen wirklichen Aufschluss darüber, ob die Bombe denn nun den gewünschten Effekt gebracht hat. Man behilft sich hier, wie so oft, mit einem soliden „sowohl-als-auch-mindfuck“. Ich gebe zu, dass mich der Handlungsstrang, in dem es geklappt hat, ein wenig durcheinander gebracht hat, und meine, ansonsten sicher geglaubte Theorie bröckeln ließ. Ich ignoriere diese Schiene also vorerst und beharre darauf, dass ALLE tot sind, bzw. als Geister, Götter oder ähnliches herumverwirren. Die Insel ist nichts anderes als eine Art Vorhölle, Fegefeuer oder sonst wie ausgegrenzt von der physischen und temporären Wirklichkeit. Hier findet der ewige Konflikt zwischen Gut und Böse, Licht und Dunkel, Chaos und Ordnung statt, und bezieht hierbei die unbekannte Variable Mensch mit ein. Wo und wofür der Mensch steht ist zumindest das zentrale Interesse der einen Seite (Jacob) in dieser Auseinandersetzung, wobei es der anderen Seite (Samuel) vielmehr darum geht, den uralten Kampf endlich siegreich zu beenden, ohne sich dabei um das Wohl und Wehe des überschätzten Menschengeschlechts zu scheren. Soviel zu meiner Theorie. Sicher, hat ne Menge Lecks und Ungereimtheiten, aber besser als totale Ratlosigkeit. Ansonsten hat mich überrascht, dass man schon in der ersten Folge eines der älteren Geheimnisse lüftete. Sicher, es kamen, wie üblich, auch noch einige hinzu, aber dass wir nun endlich wissen, wer hinter dem Rauchmonster steckt (auch wenn dessen Identität natürlich auch noch nicht endgültig abgeklopft ist), das ist doch schon mal was. In diesem Sinne – wir sehen uns in der nächsten Folge, Bruder!