Schon mal was von Werfüchsen gehört?! Ich jedenfalls nicht. Dabei erscheint es doch nurmehr logisch, dass Wölfe keineswegs die einzigen Lebewesen sein sollten, die wechselbalgend durch die Vorstellungswelten der Menschen ziehen. Pelewin greift diesen Gedanken auf und verpflanzt ihn in seine, von Korruption, Zerrissenheit und Russophilie strotzende Welt. Natürlich gibt es hier auch Werwölfe, die, wie sollte es anders sein, für den Geheimdienst arbeiten. Dass sie hier aber hauptsächlich dafür zuständig sind auf den Ölfeldern herumzujagen und Mutter Erde um sprudelnde Energieressourcen anzujaulen, dies ist jene surreale Note, die sämtliche Pelewin-Romane auszeichnet. Das heilige Buch der Werwölfe ist daher ebenso zu empfehlen wie jeder andere Roman Pelewins. Während des Lesens zweifelt man mit Sicherheit mehrmals ob der Erzählstrang nun am Abschweifen oder doch eher am Abdriften ist. Dies zeichnet die Bücher Pelewins mehr als alles andere aus. Doch er ist dabei kein Schwätzer. Wer Geduld mitbringt und die teilweise derbe Sprache ertragen kann, wird mit großartigen Erkenntnissen und Metaphern belohnt. Urplötzlich können einen beispielsweise Stegreifdefinitionen wie die der russischen Seele anspringen.„[Die russische Seele] lässt mit dem Fahrerhaus von einem Truck [vergleichen]. Der Trucker hat dich reingeholt, damit du ihm einen bläst. Dann ist er gestorben, und du bist allein drin. Ringsum endlose Steppe, Himmel und Straße. Und du hast keinen Führerschein.“Oder eine so saloppe wie treffende Analyse der gegenwärtigen Herrscherklasse Russlands:„Die Elite teilt sich hierzulande in zwei Flügel – Unternehmer (vulgo: Von-Unten-Nehmer) und Apparat (Upper rat)“
Es sind dies jene Gedanken weshalb ich Pelewin liebe und seine Bücher nahezu bedingungslos empfehlen kann. Für den anspruchsvollen Leser, der nichts dagegen hat auf Abwege geschweift oder gedriftet zu werden, so lang es nur unterhaltsam ist, in jeden Fall überaus lohnenswert. Wie man sich nun aber die Sache mit den Werfüchsen genau vorzustellen habe? Ob es auch Werschakale oder Werkatzen gäbe? Wo sie herkommen und wo sie hinwollen? Dies alles möchte ich hier nicht ausführen sondern nur mit aller Kraft zur baldigen Lektüre empfehlen.