Es gibt Fernsehserien, die man zwar nur peripher gestreift hat und dennoch deren baldiges Ende erfleht, es gibt Fernsehserien die man zwar konsumiert, nichtsdestotrotz ein baldiges Ende als gute Entscheidung empfinden würde, natürlich existieren auch Serien mit denen man rundum zufrieden ist. Und dann gibt es noch Fernsehserien, bei denen man wütend mit den Füßen aufstampfen will, weil sie vorfristig abgebrochen worden sind. FlashForward gehört definitiv in letztere Kategorie und ich kann immer noch nicht fassen dass diese, nach nur einer Staffel, eingestellt wurde.
Was lag da näher als sich mit der literarischen Vorlage (Flash) etwas zu trösten. Auch weil ich die Vorrecherche nach dem Autor zu berechtigter Vorfreude ermutigte. Robert J. Sawyer gehört anscheinend zu der auserlesenen Gilde intelligenter SF-Autoren, die ihr Genre nicht dazu missbrauchen als nimmermüder Lieferant des immergleichen Spaceopera-Aufgusses oder effektheischender, faktenvergewaltigender Thrillerhybriden in Erscheinung zu treten.
Selbstverständlich unterscheiden sich Serie und Buch gewaltig. Nicht die USA sondern das CERN in der geruhsamen Schweiz ist der Handlungsort. Das zentrale Spannungsmoment, ein mysteriöses Phänomen, welches die gesamte Menschheit gleichzeitig für 137 Sekunden einen Blick in ihre eigene Zukunft werfen lässt, betrifft nicht den Zeitraum von sechs Monaten, sondern ganze 21 Jahren. Und dennoch bin ich mit beiden Versionen, Buch wie Serie, einverstanden. Macht letztere aus der Grundidee eine spannungsgeladene, geheimnisvolle Jagd nach den Urhebern des Zeitsprungs, ist das Buch eher eine intensive Beschäftigung mit dem Grundverständnis der Dimension Zeit und den Folgen die eine Manipulation derselben zur Folge haben könnte. So ist der rote Faden von “Flash” folgerichtig die Frage: Ist die Zukunft unabänderlich? Wenn wir also einen Blick auf uns in 21 Jahren erhaschen, wird dies dann unausweichlich auch unsere Realität sein oder haben wir die Möglichkeit diese noch verändern?! Eine über alle Maßen spannende Frage, die der Autor versteht, aus allen Blickwinkeln zu beleuchten und abzuwägen.
Als besonderes Sahnehäubchen muss zudem der Umstand betrachtet werden, dass der Roman, der 1999 geschrieben wurde, zu großen Teilen exakt im Jahre 2010 spielt. Durchdachte Zukunftsprognostik ist von jeher eines der Nebenprodukte, was mich an Science-Fiction so fasziniert. Nun ist das Vorliegende selbstredend nicht mit den Projizierungen wie etwa von Verne oder Wells vergleichbar. Dennoch hat es etwas, den Vorstellungen Sawyers zu folgen, wo er die gegenwärtige Welt vor 11 Jahren vermutete. Gar so weit liegt er dabei meist nicht daneben. Entwicklung von Mikrotechnik und Internet werden durchaus angemessen beschrieben. Ein wenig zu weit prescht er jedoch unter anderem beim Thema Bücher vor. Denn noch werden, wenn überhaupt, Bücher zumeist ganz normal im Buchladen gekauft oder im Internet bestellt und nicht auf Bedarf gedruckt.
Alles schön, so möchte man meinen. Ein weiterer Autor den man wohl in nächster Zeit mal wieder konsultieren könnte. Doch anscheinend ist Qualität nicht alles in der obskuren Welt der Verlage. Ganze drei Bücher von Sawyer sind bis jetzt auf deutsch erschienen. (Ohne die Vorschusslorbeeren, die FlashForward in den Medien hierzulande erhielt, wären es wahrscheinlich sogar nur zwei.) Dies mag angesichts der Erfolge des Autors in den USA verwundern, doch so sind leider die traurigen Fakten.
Fazit: Jedem der bei der letzten Folge FlashForward wuterzürnt die Quotentrolle verfluchte, sei dieses Buch naturgemäß wärmstens empfohlen. Aber auch dem geneigten Freund des gut recherchierten und flüssig geschriebenen SF-Romans sei es unbedingt auf den Gabentisch gelegt.