Wenn dieses Blog einst eingerichtet wurde um die illustren Reize peripherer Nischen zu beleuchten, so muss eingeräumt werden, dass dies in jüngerer Zeit sträflichst vernachlässigt wurde. Daher möchte ich mich nach absolviertem Ausflug nun ausgiebig mit der Mutter der Peripherie – Mecklenburg – auseinandersetzen. Um es gleich vorwegzunehmen, dies wird kein Verriss oder tränenreiche Aufarbeitung frühkindllicher Traumata – ganz im Gegenteil – ich bin hellauf begeistert. Mecklenburg hat mich ganz und gar überzeugt. Verschwommene Erinnerungen meiner ersten Urlaube gerannen in wenigen Stunden zu einem wohlig-entspannten Gesamteindruck. Die dunkle Seite der Macht, das träge und dumpfe Pommern, mit seinen endlosen Rübenäckern und antriebslosen Geist ist zwar auch hier zu spüren, doch angesichts der lieblichen Landschaften und der sich unaffektiert erholenden Menschen, verpuffen diese trüben Schwaden provinzieller Borniertheit nahezu unbemerkt. So man darum weiß, dass man Essen einpacken muss, wenn man durch Brandenburg fährt, gilt dies in selbstverständlichster Natürlichkeit auch für Mecklenburg. Heillos übertriebene Angebote wie Kartenzahlung oder geöffnete Lokalitäten nach 21 Uhr sollte der verzärtelte Großstädter tunlichst abhaken um sich der, jeglicher Schnellebigkeit resistenten Landschaft zuzuwenden und kräftig durchzuatmen. So man es nach einem solchen Atemzug vermeiden konnte, eine der zahlreichen Mücken zu inhalieren, begreift man, dass Berlin tatsächlich wunderschön gelegen ist. Gebaut in einem ursprünglich sumpfigen Zusammenfluss dreier dröger Ströme, die kein Tourismusimperium je nach vorne hätte bringen können, ist es zweifelsohne nicht schade um die der Natur entrissenen Räume. Doch die Berlin umsäumenden Landschaften scheinen wie geschaffen um ein Großstadt dieses Ausmaßes erträglich zu machen. Wichtig ist hier nur die Erkenntnis, dass im Gegensatz zu den entzückenden Bergen die nördlichen Schätze niemals zu Fuß entdeckt werden sollten. Fahrrad oder Boot sind hier unabdingbar, denn sogleich erschließt sich einem alles völlig neu und bedeutend liebreizender als wenn man den märkischen Sand auf Schusters Rappen durchquert. Bild ohne Berge – dennoch springt das Herz höher. Sachen gibt’s. Weltferne im bismarckschen Sinne, jede Menge Gegend, die einen ohne viel Gewese aufzunehmen bereit ist und ein autochthones Hintergrundgesäusel, welches es einem problemlos ermöglicht sich auch im 21. Jahrhundert noch wie Claire und Wolfgang zu fühlen. Deshalb zögert nicht – greift euch Liebste und/oder Freund und/oder Hund, steigt aufs Fahrrad und steuert zielbewusst auf einen Fernbahnhof eurer Wahl zu. Nehmt die Bahn gen Rostock und steigt von Gransee bis Plaaz aus wo ihr wollt und radelt los – es lohnt sich!