Kaum ein Autor versteht es mich seit frühester Jugend in seinen Bann zu ziehen wie Jack London. Nun fiel mir, wer weiß woher, ein Büchlein von ihm in die Hand, dessen Titel mir gänzlich unbekannt war – „Die Eiserne Ferse„!
Neugierig begann ich zu lesen und war einmal mehr angetan von der Kraft und Leidenschaft die die Texte Londons ausstrahlen. Zu Beginn irritierte mich das Vorwort, in dem man einleitend darauf vorbereitet wird, dass man hier die Manuskripte des ermordeten Sozialistenführers Ernst Everhard zu lesen bekäme. Schnell begriff ich aber, dass London hier mit dem Mittel der rückblickenden Dystopie arbeitet. Also zeitgespiegelte Science-Fiction. Das machte selbstredend noch mehr neugierig. Die besagten Manuskripte beschreiben den Kampf des Proletariats in den Jahren 1912-1932. Dabei erstaunt es nicht sonderlich, dass das 1907 geschriebene Buch den blutigen Klassenkampf und die Finten der Konterrevolution hauptsächlich in den USA ansiedelt. Jack London verarbeitet hier seine Enttäuschungen mit der Russischen Revolution 1905 und der „Socialist Party of America“. Erstaunlich wirkt dagegen die hier klar beschriebenen Formen, des sich aus diesem Klassenkampf heraus entwickelnden Totalitarismus.
Ein überraschendes aber keineswegs leicht verdauliches Buch. Oftmals schweifte ich beim Lesen ab. War es einerseits die knarrende Erzählweise eines klassischen Romanaufbaus, die dem Autor m.E. nicht so recht gelingen wollte. Seine Welt blieb der atemlose Abenteuerroman mit einem ebenso atemlosen Ich-Erzähler. Andererseits brachten mich auch die ununterbrochenen Fußnoten ein wenig aus dem Konzept. In seinem Aufbau handelt es sich dann im eigentlichen Sinne wohl auch eher um eine positive Utopie. Denn obzwar der Protagonist und die ihm zugehörige Bewegung blutig niedergeschlagen werden, wird uns aus dem 27. Jahrhundert erklärt, dass „schon“ 300 Jahre später die Revolution siegreich war und die Welt in nie da gewesenen Maße umkrempelte. So gesehen besteht also noch Hoffnung.