Vor nicht einmal zwanzig Jahren, zu ähnlichen Jahreszeitumständen wie heute erreichte ich ein graues und desorientiertes Land mit dem Vorhaben hier länger bleiben zu wollen. Russland – Ende der 90er ein kaputtes und desorientiertes Land hatte ich mir für für mein Auslandsstudium auserwählt. Ich brachte die Hoffnung, wie so viele vor mir, mit zu verstehen. Ich kam um zu begreifen. Dieses riesige Land, seine Menschen, seine Seele. Insbesondere der Anfang war dann alles andere als leicht. Die Wirtschaft lag darnieder, der Zweite Tschetschenienkrieg dräute heran und ein allzeit trunkenener Präsident war auf dem besten Weg die ehemalige Weltmacht, diesen selbsterklärten Versuch einer besseren Gesellschaft zu einer Randnotiz der Geschichte zu degradieren.
Земфира – Блюз от kostyukovsky на Rutube.
Wie gesagt, ich hatte erhebliche Startschwierigkeiten damals im November im Schwarzerdegebiet. Einer der ersten und bedeutendsten Anker, die mich auf dem mir fremden und unwirtlich erscheinenden Kontinent festhielten, war schließlich die Entdeckung von Zemfira. Ihre klare Stimme, deren Inhalt ich schon nach kurzer Zeit voller Entzücken decodieren lernte und ihre Musik berührten etwas in mir und öffneten ein klein wenig dieses mächtig behäbige Portal in die inneren Verständniskreise Russlands. Fortan ließ mich Zemfira nie wieder los. Sie entwickelte sich genauso wie ich. Heute ist sie nun in Berlin und ich bin dabei. Ein Moment voller Melancholie und Erinnerungen, aber hauptsächlich voller entfesselter Lebensfreude!
Entdecke mehr von Viva Peripheria
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.