Ich höre Podcasts nicht erst seit sie mal wieder, wie dieses Jahr, von einer Hype-Welle nach oben gespült wurden. Schon seit geraumer Zeit gehören sie zu meinem festen Informationsinventar. Ja, ich muss sogar gestehen, dass sie über die Zeit zu meiner Hauptinformations und -amüsemangquelle geworden sind. Es ist also an der Zeit, etwas zurückzugeben und die Werbetrommel zu rühren für diese üppig sprießende Nischenkultur aus Wissen, Unterhaltung und Gemeinschaftssinn, welche da seit Jahren friedlich und ohne viel TamTam vor sich hin gedeiht.
Auf die Idee einer kleinen Podcast-Revue kam ich als ich die Statistikoption in der Podcast-App meiner Wahl „Podcast Addict“ entdeckte. Damit hätten wir auch schon einen bedeutenden Aspekt der Podcasterei angesprochen. Die falsche App kann hier zu viel Unmut und Einsteigerfrust führen. „Podcast Addict“ hat aus meiner Sicht, nach dem ich zuvor einige Missgeburten probiert hatte, außer einem reichlich peinlichen Titel kaum Makel vorzuweisen und wird ständig mit Updates sowie sinnvollen Funktionen ergänzt.
Kommen wir also zunächst zur allgemeinen Übersicht: Heute am 20.12. sind grundsolide 16 Tage und 23 Stunden mit dem Genuss von Podcasts vergangen. Eine stattliche Zahl fürwahr. Ein weiterer Grund diesen offensichtlichen Schwerpunkt in meinem Leben mal etwas gesondert zu betrachten. Welches Medium kann aktuell mithalten? Lesen, Serien, Gespräche? Für einen diesbezüglichen Abgleich fehlen mir leider die Daten. 68 Podcasts habe ich gegenwärtig abonniert, 10 von diesen haben sich aber seit bedenklich langer Zeit nicht mehr gemeldet.
Diese Übersicht ist ähnlich wie die nach einzelnen Podcasts erstellte Liste etwas verfälscht. Wenn hier beispielsweise die „Freakshow“ mit einer Gesamthördauer von einem Tag und 16 Stunden auftaucht, dann liegt das nur zum Teil an den berüchtigten Folgenlängen mit denen die Herren und Damen Nerds hier aufzuwarten wissen. So sehr mir alle Protagonisten dieser entspannten Plauderrunde über Technik, Gesellschaft und das Leben allgemein ans Herz gewachsen ist, speziell wenn der Podcast seinem früheren Namen „Moblie Macs“ alle Ehre macht und sich jene sympathischen Brüder im Geiste zu veräppelten fashion victims wandeln, bin ich stets froh um die Errungenschaft der Kapitelmarken, welche mir ohne viel Mühe ermöglichen, derlei erkenntnisarmes Geschwätz zu überspringen. Gefühlt liegt die „Freakshow“ also locker bei der Hälfte der Hördauer, was sie aber immer noch auf einem der vorderen Plätze landen lässt. Und warum auch nicht?! Zwischen den erwähnten Durststrecken werden hier interessante Themen entspannt besprochen, in den Kommentaren sammelt sich ein auserlesenes Auskennervolk, welches mir schon mehr als einmal mit Tipps das Leben versüßt hat, die ich sonst wer-weiß-wie entdeckt hätte.
Desweiteren finden sich, wie mich nicht weiter verwundert, zwei Podcasts aus dem Graubereich des Comedy auf den nachfolgenden Plätzen. Beide gehören nicht zu jener autonomen Nische von idealistischen Sendern, die ohne größere Werbung oder Plattform aus sich heraus ihre Hörer gefunden haben. Ich habe damit weniger ein Problem. Schlussendlich entscheidet Qualität und wenn Öffentliche-Rechtliche oder private Streamingplattformen das Medium Podcast zu entern glauben müssen, so werden sie nach meinem Dafürhalten hier nur scheitern wenn sie sich nicht anpassen, quasi auch ihre Nische finden. So gesehen könnten also alle Beteiligten gewinnen. Bei„radioZwei“ handelt es sich um eine wöchentliche Produktion von radio1, die ich nur wärmstens weiterempfehlen kann. Wenigen gelingt es mich in deutscher Sprache in derart zuverlässiger Weise zum Lachen zu bringen. Mit „Fest&Flauschig“ aka „Sanft&Sorgfältig“ hadere ich dagegen deutlich mehr. Abgesehen davon, dass ich den arroganten Gymnasiastenhumor Böhmermanns bisweilen wenig abgewinnen kann. Sowas kann ich im Zweifel auch selbst liefern. Vielmehr kommen mir die Folgen der letzten Monate ein wenig selbstgefällig und uninspiriert vor. Aber man hört sie natürlich weiter, die Große Dame der deutschen Podcastszene. Keine Frage!
Auf den weiteren Plätzen folgen dann auch jene Podcasts die durch regelmäßige Produktionen glänzen. Natürlich möchte ich die wöchentliche Einschätzung der Gegenwart durch die „Lage der Nation“ nicht mehr missen. Genauso wenig habe ich die Quatschrunden von „Herrengedeck“ und „Gästeliste Geisterbahn“ als freundliche Stimmungsaufheller für mich entdeckt. Auch das neu gestartete Podcastlabel „ViertausendHertz“ sei hier lobend erwähnt. Nicht alles aus diesem Hause trifft meine ungeteilte Vorliebe, doch der Großteil der Produktionen hat zumindest meine Podcastlandschaft enorm bereichert.
Meine absoluten Lieblingspodcasts finden sich jedoch aus besagten Gründen nicht auf den oberen Plätzen. Noch am besten abgeschnitten hat dabei „Zeitsprung“. Dieser Podcast gehört definitiv in die Kategorie: „Wie konnte ich nur so lange ohne leben?!“ Woche für Woche erzählen die beiden Moderatoren hier eine Geschichte aus der Geschichte und lassen mich stets angetan und inspiriert zurück. Der „Zündfunk – Generator“, erneut ein Geschöpf der Öffentlich-Rechtlichen, sogar aus Bayern, von BR2, erreicht mich definitiv nicht mit jeder Ausgabe, aber mit solider Zuverlässigkeit werden hier Themen in einer Qualität besprochen wie man sie anderswo händeringend sucht und gegenwärtig häufiger nötig wäre. „Neues vom Ballabala-Balkan“ spiegelt vielleicht zum Teil meine neu erwachte Leidenschaft für Jugoslawien wieder und mag daher nicht jeden unbedingt ansprechen, doch die beiden Herren verstehen es abseits des jeweiligen Themas durch Eloquenz und abseitigen Humor zu bezaubern, dass man auch ohne viel Sachkenntnis und Interesse seine Freude haben kann. Außerdem wäre noch der jüngste Neueinsteiger in meine Charts „the end – der podcast auf Leben und Tod“ zu erwähnen. Hier wird auf gelassene wie versierte Art mit verschiedenen Persönlichkeiten über das Thema Tod gesprochen. Mein Genuss an diesen Gesprächen erklärt sich mit Sicherheit nicht allein durch die gegenwärtige graue Saison – Klima, Inhalt und Intention der Gespräche werden mir zweifellos auch im Mai munden.
Zu guter letzt seien selbstverständlich noch die unterschiedlichen Formate aus der Metaebene lobend erwähnt. Der Grandmaster of Podcast, Tim Pritlove versteht es auf den unterschiedlichsten Kanälen meine Neugier zu wecken und schafft es mit seiner sachlichen und intelligenten Art, das Maximum aus diesem viel versprechenden Medium namens Podcast herauszuholen. Doch genug der Vorrede, hier kommt sie meine persönliche Liste der besten Podcasts, die ich in diesem Jahr die Freude hatte, hören zu dürfen.
Da es mir unmöglich erscheint, den besten Podcast zu küren, folge ich der Einfachheit halber der chronlogischen Abfolge.
Ein wichtiger und kundiger Einblick in das Wirken von Menschen, die aktiv gegen das tägliche Sterben an unseren Wohlstandsgrenzen vorgehen. Bemerkenswert und interessant. Ein großartiger Start ins neue Podcastjahr.
Unter der Flagge 1337@leetkultur erörtert Maha gerne in aller Ausführlichkeit und mit jeder Menge Charme ein spezielles Thema. Als es um Hunde ging, war ich naturgemäß sehr gespannt und hinterher umso begeisterter, was ich über meine geschätzten Kulturfolger noch alles Neues erfahren durfte.
Beim „Zündfunk – Generator“ ist es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, die beste Folge eines Jahres zu finden. Ganze fünf Ausgaben finden sich dieses Jahr auf meiner Favoritenliste. Das ruhige und tiefschürfende Nachdenken über das Phänomen Heimat möchte ich aber dennoch gesondert hervorheben.
Auch „Forschergeist“ eines der zahlreichen Hörangebote aus der Metaebene macht es einem nicht gerade einfach in der Auswahl der besten Folge. Für mich war es nach langem Abwägen dann aber doch die Martin-Luther-Folge, da ich angesichts all der geschichtsverkleisternden Lobhudelei im Lutherjahr dieses Gespräch einfach nur erfrischend und erhellend fand.
Auch wenn die Herren gewaltig geliefert haben und speziell mit der Tito-Doppelfolge Herausragendes geleistet haben, die größte Freude empfand ich doch beim Genuss dieses Gespräch-Feuerwerks zum Thema jugoslawischer Fußball.
Zugegeben, die Auswahl der Skanderbeg-Folge ist aus rein persönlichen Gründen erfolgt. Zu abgefahren fand ich damals den Umstand, dass mit meiner Reise nach Albanien die Folge herauskam. Doch wie erwähnt, bei „Zeitsprung“ ist das Thema reichlich egal. Man geht immer mit froh erworbenen Mehrwert aus einer Folge heraus. Erwähnenswert sei hier jedoch noch, dass das Thema Albanien mit einer Dreierfolge geehrt wird. So erfuhr der albanische Lotterieaufstand schon seine Würdigung. Das dritte albanische Thema steht noch aus und wird mit Ungeduld erwartet.
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