Eigentlich hätte für heute Wismar auf dem Plan gestanden. Eigentlich. Doch statt Ostsee, Nosferatu-Flair und Fischbrötchen gab es aus den üblichen Gründen unserer Zeiteine kräftige Prise Priegnitz. Nach Wittenberge ging es und die Vorrecherche erbrachte einiges, so dass wir zu grübeln begannen, warum uns diese außergewöhnliche Perle so lange durch die Lappen gegangen war. Den größten freistehende Uhrenturm auf dem europäischen Festland und die längste in der DDR gebaute Eisenbahnbrücke galt es zu besichtigen.
So verheißungsvoll das alles klang, doch die Stadt als solche wirkte sehr merkwürdig auf uns. Zwischen dem riesigen Bahnhof und dem nicht minder großen Elbhafen hatte man ein paar Häuser hingewürfelt die einen sonderbar lustlosen Eindruck vermittelten. So erschien die Stadt mehr aus Lücken denn aus Häusern zu bestehen. Auf einer der zahlreichen Infotafel wurde dieser Zustand dann auch mit so hemmungs- wie haltlosen Optimismus als „Brachplatz mit Entwicklungspotenzial“ beschrieben.
Wir spazierten in völliger Alleinsamkeit die Elbpromenade ab, besichtigten und begutachteten Sehenswürdigkeiten und eilten mit der Dämmerung zum Hoffnungsportal, dem Bahnhof, um mit unserem munteren RE2 zurück nach Berlin zu fahren.
Eine weitere Expedition soll es dieses Jahr tatsächlich noch geben und natürlich muss es wieder eine Kreisstadt in Brandenburg sein. Wieder etwas in der Priegnitz oder gar im Spreewald? Wir werden sehen und lernen unser anschmiegsames und einziges Nachbarbundesland auf diese Weise noch richtig kennen.
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