Es ist ja an sich nicht verwerflich wenn der sonst allzeit klamme Staat es hinbekommt, das ihm anvertraute Geld dafür zu verwenden, ein paar Künstler in die Lage zu versetzen, graue Wände im ehemals Roten Wedding zu bemalen. Die Anzahl an riesigen Hauswänden, gänzlich ohne Reklame oder sonstige Botschaften lädt dazu nachgerade ein. Daher war ich so überrascht wie angetan von diesem Vorhaben. Doch die in jüngster Zeit durch mannigfaltige Faktoren genährte Sorge, dass nun auch diese letzte Insel Normalberlin von aufgeregt authentische Großstädtigkeit inhalierenden Hipstern und anderen Erlebnistouristen überspült wird, ließ mich einen Moment zögern. Aber was soll’s, die Aktion “weddingwalls” ist es einfach wert darüber zu berichten und sollte die unvermeidliche Gentrifizierungswelle demnächst auch über den Wedding rollen, wird dies den Kohl nun auch nicht fett machen.