Es ist an der Zeit auch an dieser Stelle eine neue Leidenschaft meinerseits zu thematisieren. Die Rede ist von Geocaching. Seit einigen Monaten fröne ich nun schon diesem Hobby und ich finde es angemessen euch hierin einzubeziehen. obwohl es eigentlich gilt, jedwede Öffentlichkeit von dieser netten, unschuldigen Sache fernzuhalten. Denn sollte erst der Boulevard dies hier zum Thema machen, ist es um geocaching wie es heute ist, geschehen. Doch angesichts der souveränen Nischenhaltung dieses Blogs denke ich, dass das Risiko kalkulierbar sein sollte. Was ist nun dieses Geocaching?! Im Prinzip ist es nicht viel mehr als die, mittels GPS und Internet aufgepimpte Version der guten alten Schnitzeljagd. Im Jahr 2000 wurde die von Regierungsseite initiierte künstliche Verschlechterung des GPS-Signals aufgehoben und mit einem Mal war jeder Mensch mit einem kleinen bisschen Technik in der Lage Koordinaten über seine Position zu empfangen und diese wiederum mit anderen zu teilen. Die Idee, diese neue Möglichkeit zu nutzen lag auf der Hand und schon einen Tag nach der Aufhebung der Positionsverschleierung wurde die erste Dose versteckt und ihre Koordinaten im Internet veröffentlicht. Die ersten Regeln, die damals zu diesem Treiben veröffentlicht wurden, haben sich bis heute nicht eklatant verändert. Neben dem Führen eines Logbuchs, welches in dem Cache bereitliegen sollte gilt auch die Faustregel “Get some Stuff, Leave some Stuff” für die meisten Caches. Seit der ersten Dose im Jahr 2000 hat die Neigung Sachen zu verstecken und zu finden immer mehr Freunde gewonnen. Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit existieren heute weltweit 1.600.000 Caches (Stand: Februar 2012), 228.000 davon allein in Deutschland. Genaugenommen müsst ihr euch das also so vorstellen. Es gibt da draußen etliche Menschen die es als aufregend empfinden, im öffentlichen Raum Verstecke zu finden und dort wasserdichte Behälter von winzigst bis ausladend geräumig abzuladen, dies dann im Internet kundzutun und weiterhin auf die Suche nach eben jenen Behältern zu gehen, die andere versteckt haben. Nie geht es hierbei um das bloße Verstecken. Mit jedem Versteck will der jeweilige Initiator auf etwas hinweisen, dass er für beachtenswert hält. Ob Architektur, Politik, Kunst oder andere skurile Absonderlichkeiten, stets erzählt ein Cache eine Geschichte. Seit einigen Monaten gehöre nun auch ich zu dieser Schar von Suchenden und bis jetzt bereitet es mir ungemeine Freude. Diese Freude gehört nun selbstverständlich ein wenig näher erläutert. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich, der ich im Alltag (Haushalt), an Feiertagen (Ostern) wie bei Subsistenzgelegenheiten (Pilzesuchen) zu einer der erfolglosesten Individuen gehöre, mich an einem Hobby begeistere, bei dem Suchen zu den zentralen Bestandteilen gehört. Doch abgesehen hiervon spricht einiges dafür, dass mich diese Leidenschaft irgendwann fesseln würde. Einerseits zieht es mich als Hundemensch sowieso täglich für längere Zeit hinaus, gerne, wie die Anfänge dieses Blogs dokumentieren auch in abseitigere Regionen. Ein Hobby also, welches mir Anlass und Inspiration bietet meine Umwelt noch dezidierter zu entdecken und dabei noch den Hund glücklich zu machen, hatte demnach ausgezeichnete Chancen. Bevor ich mit all dem begann, war ich abgesehen von meinem grundsätzlichen Interesse skeptisch worin denn die Schwierigkeit der ganzen Angelegenheit bestehen sollte. Ich meine, sind GPS-Daten nicht aussagekräftig genug?! Das sind sie nicht. Wenn ich etwas nach mittlerweile 61 gefundenen Dosen sagen kann, dann, dass sie bestenfalls grobe Richtungshinweise sind. Die Kreativität und Gemeinheit der Versteckenden scheint dagegen unerschöpflich zu sein. Und gerade mag, neben dem bereits Genannten, den Reiz der Angelegenheit ausmachen. All das Tüfteln, Grübeln und Kombinieren. Das Spezielle im Allgemeinen zu entdecken, die Offensichtlichkeit zu enttarnen wo man es zuvor nie vermutet hätte. Desweiteren kommt noch hinzu, dass der konspirative Charme des Versteckens, bzw. des Entdeckens, (denn selbstverständlich sollen und dürfen die Uneingeweihten, sprich: Muggel nichts mitbekommen von der ganzen Casherei) eine Saite in mir zum Klingen bringt, die durch zahlreiche Kundschafterromane und –filme geprägt ist. Natürlich assoziiert der durchschnittliche Berliner mit diesem Gebaren eher den versierten Dealer und ich warte auf den Moment an dem ich aufgrund eben jenes Verdachts von der Staatsmacht angesprochen werde, doch ich spinne mich dann doch lieber in die Rolle des illegalen Kuriers rein, der seine toten Briefkästen abläuft. Mein erster Cache , stolz prangend links unten im Bild! Eine andere Sache ist es auch noch wert zu erwähnen. Was ich beachtlich an der ganzen Angelegenheit finde, ist sein relativ reibungsloses Funktionieren angesichts des Fehlens jeglicher Sanktionierungsgefahr. Diese Caches stehen für jeden frei einsehbar im Internet. Es gibt keinen relevanten Schutz gegen freidrehenden Vandalismus oder blinde Zerstörungswut. Es gibt keinerlei Instanz die die Caches in irgendeiner Weise schützen könnte. Und dennoch existieren sie, werden gepflegt und von Tag zu Tag mehr. Ohne Regierung, Ordnungsmacht, Vorstand und nur mit einem Mindestmaß an steuernden Kontrollinstanzen hat sich hier ein vitales Netzwerk von Menschen gebildet, die miteinander Sehens- und Wissenswertes teilen. Das find ich toll. Und deshalb wird ab sofort auch an der Sidebar mein aktueller Stand im Schätzesuchen stehen. Darüber findet ihr im Übrigen auch meinen ersten selbst versteckten Cache. Thema? Selbstverständlich der Rote Wedding! Derart begeistert wie ihr mich hier erlebt, kam ich auf die Idee aufgehübscht durch diesen netten Zeitvertreib zurück zu den Wurzeln zu kehren und die Ursprünge dieses Blogs wiederzubeleben. Soll heißen, was haltet ihr von der Idee, jetzt wo der Frühling langsam herauskriecht, mal zu schauen wie es den S-Bahn-Endhaltestellen so geht? Und nebenbei heben wir ein paar Schätze. Also ich bin schon mal dabei und würde mich freuen wenn noch jemand dazustoßen würde. Erstes Kapitel: Strausberg. Treffpunkt: Sonntags 13 Uhr am Alex.