Wenn ich nach knapp sechs Jahren wieder beschließe, den S-Bahnendhaltstellen-Parcours aufleben zu lassen, so mag es nicht sonderlich verwundern wenn dieser erste Ausflug einen eher mahnhaften und lehrreichen Charakter besitzen sollte. Schließlich fiel unsere S-Bahn in den letzten Jahren erheblich durch Arbeitsverweigerung und dümpelnden Dilettantismus auf. Daher stand der gestrige Ausflug unter dem düsteren Motto: “Was wären wir ohne die S-Bahn?” Hierfür war nichts weiter nötig als die spontane Aufhebung des S-Bahnverkehrs auf der Strecke Mahlsdorf-Strausberg. Stattdessen durften wir den Schienenersatzverkehr nutzen und mit diesem eine gute Stunde bis zu unserem heißersehnten Ziel dümpeln. Wobei selbst der wohlmeinendste Kenner brandenburgerischer Gefilde weiß, dass es eine “gute” Stunde in einem Bus durch Brandenburg per se nicht geben kann. Schier endlos kam uns die Zeit vor in der wir gut durchgerüttelt an trostlosen Einfamilienhäusern, verzweifelter Vegetation und zerrütteten Geschäftsideen vorbeituckerten. Ansicht einer idyllischen Perle aus dem Katalog für Fernreisen – Strausberg! Es gibt kaum gute Gründe dir zu Nahe zu kommen und doch machst du es einem sehr schwer genau dies zu erreichen. Doch schließlich war auch diese Fahrt einmal zu Ende und wir vermochten dank Einsamkeit der Natur und allerfeinstem Sonnenschein diesem Ausflug noch etwas abzugewinnen. Unser Weg führte uns von Hegermühle entlang am Herrensee bis zum Strausberger See wo wir, den Umständen trotzend in einem Strandlokal einen kleinen Imbiss zu uns nahmen. Nachdem die Sonne erleichtert Brandenburg verlassen durfte, nahmen auch wir zähneklappernd unseren Hut und dümpelten auf dem gleichen beschwerlichen Weg zurück. Es blieb trotz aller Beschwerlichkeiten ein schöner Ausflug und lässt in aller Deutlichkeit aufmerken wie wichtig die S-Bahn ist. Vielleicht weniger für uns, sondern eben für die Peripherie. Denn wenn der Strausberger weit über eine Stunde braucht um Hoffnung zu tanken, was bedeutet das dann für jene, die, schrecklicher Gedanke, noch hinter Strausberg “leben”? Es sollte uns daher Ansporn und Ziel sein, das Prinzip öffentlicher Nahverkehr weiterhin zu unterstützen, zu hegen und zu pflegen. Wenn sie also das nächste Mal wieder auf offener Strecke stehen bleibt weil die Temperatur schockierenderweise um einige Grad gefallen ist – einfach mal aussteigen und sanft streichelnd schieben. Sie ist es wert. Frostig-romantische Atmosphäre nach vollendeter Exkursion. Ach, und hinsichtlich der veränderungsrelevanten Beobachtungen für die dieses Langzeitprojekt ja auch gedacht ist: Nichts Neues in Strausberg! Achtung! Die Koordinaten für den nächsten Ausflug: am nächsten Sonntag wieder 13 Uhr wieder vom Alex. Doch dieses Mal geht es nach Hönow. Ich habe nämlich diesmal auch die reizvolleren der U-Bahnendhaltestellen mit ins Sortiment getan. Und dies nicht nur weil ich der S-Bahn nicht mehr so recht traue. Also, bis dahin!